Mammatumore der Hündin: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten
- Leni (Admin)
- 30. März
- 11 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Apr.

Mammatumore - umgangssprachlich auch Gesäugetumore genannt - gehören zu den häufigsten Tumorerkrankungen bei unkastrierten Hündinnen. Sie erfordern eine frühzeitige Diagnose sowie eine gezielte Behandlung. In diesem Artikel erfährst du alles über die möglichen Ursachen, Symptome, Diagnosemöglichkeiten und Therapiemethoden bei Mammatumoren. Zusätzlich gehen wir auf das oft umstrittene Thema Kastration als Präventionsmaßnahme bzw. postoperative Maßnahme ein.
Was sind Mammatumore bzw. Gesäugetumore ?
Mammatumoren sind Geschwulste im Bereich der Milchleiste einer Hündin und es gibt allein 14 verschiedene Subformen von Tumoren dieses Typus, was ihre Einordnung und Behandlung nicht einfacher macht. Etwa 50 % der Mammatumoren sind bösartig und haben das Potenzial, Metastasen zu bilden. Besonders betroffen sind Hündinnen im mittleren bis hohen Alter. Risikofaktoren sind hormonelle Einflüsse, genetische Veranlagung, Übergewicht sowie diverse Umweltfaktoren. Die wichtigsten Arten von Mammatumoren bei Hündinnen sind:
a) Benigne Tumoren (gutartige Tumoren):
Adenom: Ein gutartiger Tumor, der aus den Drüsenzellen der Milchleiste entsteht. Adenome sind in der Regel langsam wachsend und metastasieren nicht.
Fibroadenom: Ein gutartiger Tumor, der sowohl Drüsen- als auch Bindegewebe enthält. Diese Tumoren sind ebenfalls in der Regel nicht invasiv.
b) Maligne Tumoren (bösartige Tumoren):
Adenokarzinom: Ein bösartiger Tumor, der aus Drüsenzellen entsteht und die häufigste Form von Gesäugetumoren bei Hündinnen darstellt. Adenokarzinome können lokal invasiv sein und metastasieren oft in benachbarte Gewebe oder Organe.
Mammakarzinom: Diese Tumoren entstehen in den Brustdrüsen und können auch das umgebende Gewebe infiltrieren. Sie sind besonders in fortgeschrittenen Stadien sehr gefährlich.
Sarkom: Ein Tumor, der aus Bindegewebe, Blutgefäßen oder Muskeln besteht. Mammalsarkome sind selten, aber sie sind sehr aggressiv und haben eine hohe Neigung zur Metastasierung.
Spezielle Tumorformen:
Lobuläres Karzinom: Eine seltener vorkommende Form von Mammakarzinom, die die Milchdrüsenlappen betrifft.
Medulläres Karzinom: Eine weitere, seltene Form, der eine gewisse Ähnlichkeit mit den Gewebestrukturen des Gehirns hat.
Mastitis Karzinomatosa: Ein fortgeschrittener Tumor, bei dem es zu einer Entzündung des Gewebes kommt und auch zu Hautveränderungen führen kann.
Der Einfluss von Hormonen auf die Entstehung von Mammatumoren

Mammatumoren bei Hündinnen werden stark von Hormonen beeinflusst, insbesondere von Östrogen und Progesteron. Diese beiden Geschlechtshormone regulieren das Wachstum und die Funktion des Brustdrüsengewebes. Während des Zyklus einer Hündin steigen die Hormonspiegel an und stimulieren das Drüsengewebe, was unter normalen Bedingungen unproblematisch ist. Allerdings kann eine langfristige Hormonstimulation dazu führen, dass sich Zellen unkontrolliert vermehren und dadurch Veränderungen im Gewebe entstehen. Dies kann das Risiko für gutartige, aber auch bösartige Tumore erhöhen. Besonders bedenklich ist der Einfluss von extern zugeführten Hormonen, wie sie beispielsweise in bestimmten Medikamenten zur Läufigkeitsverhinderung oder zur Behandlung von Scheinträchtigkeiten enthalten sind. Auch hormonelle Schwankungen durch wiederholte Scheinträchtigkeiten können das Risiko beeinflussen. Während dieser Phase verhalten sich die Hormone ähnlich wie bei einer Trächtigkeit, was dazu führt, dass das Drüsengewebe anschwillt und sich verändert. Dieser wiederkehrende "Umbau" kann langfristig zu Gewebeschäden führen und die Entstehung von Tumoren begünstigen.
Allerdings sind nicht alle Mammatumoren hormonabhängig. Besonders aggressive, schnell wachsende Tumoren verlieren oft ihre Hormonempfindlichkeit, was bedeutet, dass der Hormonhaushalt dann keinen direkten Einfluss mehr auf ihr Wachstum hat. .
3. Symptome und Anzeichen eines Mammatumors
Die ersten Anzeichen eines Mammatumors sind oft kleine Knoten oder Verhärtungen im Bereich der Milchleiste. Diese können einzeln oder multipel auftreten und sich im Laufe der Zeit verändern. Sollte man diese Anzeichen bemerken, ist ein zeitnaher Tierarztbesuch erforderlich, um eine genaue Diagnose zu stellen und die Therapie einzuleiten. "Watch & Wait" ist in diesem Fall absolut keine gute Empfehlung, da Mamatumore sich rasch weiterentwickeln und metastasieren können, was die Behandlung enorm erschwert und die Heilungschancen verschlechtert.
Typische Symptome:
Knoten oder Schwellungen im Gesäugebereich
Veränderungen der Haut wie Rötungen über dem Tumor
Schmerzen oder Berührungsempfindlichkeit
Vergrößerung der Lymphknoten
Ausfluss aus den Zitzen
4. Diagnose: Wie wird ein Mammatumor festgestellt?
Eine durchschnittliche Tierarztpraxis verfügt in der Regel über ein gewisses Erfahrungswissen und rudimentäres, diagnostisches Vorgehen im Verdachtsfall auf Gesäugetumore. Die Untersuchung besteht meist aus dem Abtasten der Milchleiste und dem Check der Lymphknoten für erste Hinweise auf eine Neoplasie sowie eventuell weiterführende Untersuchungen wie ein Blutbild und eine Biopsie. In der Regel erfolgt die Beratung der Besitzer in Richtung Operation mit Empfehlung zur gleichzeitigen oder anschließenden Kastration der Hündin.
In einem Informationsblatt der Tierklink Hofheim ist das Problem dieser Vorgehensweise wie folgt beschrieben: "Nach wie vor stellen Mammatumoren bei der Hündin eine der häufigsten Neoplasien dar, doch trotz ihrer Häufigkeit stellen sie in den Kleintierpraktiker auf der Suche nach objektiven Behandlungsempfehlungen vor viele ungelöste Fragen. Das klinische Management von Mammatumoren basiert vorwiegend auf Lehrmeinungen und bisweilen anekdotischen, subjektiven Erfahrungen. Umfangreichere, wissenschaftlich fundierte Studien sind erstaunlich selten oder für einige Fragestellungen bislang nicht durchgeführt worden."
Für den diagnostischen Weg bei Verdacht auf Gesäugetumor(e) empfiehlt die Klink in den onkologischen Richtlinien sinngemäß deshalb folgendes: Mammatumoren können sehr unterschiedlich sein. Oft ist es unmöglich, allein durch Beobachtung oder anhand des Wachstums und des Zeitraums zu sagen, ob ein Tumor gutartig oder bösartig ist. Selbst Tumoren, die normalerweise aggressiv sind, können lange Zeit unverändert bleiben und sich dann plötzlich sehr schnell verändern. Eine Feinnadelbiopsie, bei der einzelne Zellen untersucht werden, reicht meist nicht aus, um den Unterschied zu erkennen. Deshalb sollte man laut Richtlinien bei allen Tumoren, die größer als 0,5 cm sind, direkt mit einer Behandlung beginnen. Können Tumoren chirurgisch entfernt werden, verzichtet man oft auf eine vorherige Biopsie, da der Chirurg während der Operation keinen Unterschied zwischen den Tumorarten macht. Wenn unklar ist, ob der Tumor komplett entfernt werden kann oder wenn es Anzeichen dafür gibt, dass auch die Hautlymphgefäße betroffen sind (sogenannte Mastitis karzinomatosa), wird eine Gewebeprobe mittels Inzisionsbiopsie entnommen. Bei einer Verhärtung oder Vergrößerung der nahegelegenen Lymphknoten empfiehlt sich ebenfalls eine Feinnadelbiopsie dieser Knoten. Wenn zudem eine Schwellung in den Hintergliedmaßen auftritt, kann das ein Hinweis darauf sein, dass der Tumor in die tiefer liegenden Lymphknoten ausgebreitet hat. Einige Karzinome und viele Sarkome können sich auch direkt über das Blut verbreiten, ohne zuerst die Lymphknoten zu befallen – dabei ist die Lunge das häufigste Zielorgan.
Um festzustellen, ob sich Lungenmetastasen gebildet haben, kommen verschiedene bildgebende Verfahren zum Einsatz. Die erste Wahl ist in der Regel eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Thorax-Röntgen). Auf den Bildern können Metastasen als runde, scharf begrenzte oder diffus verteilte Schatten in der Lunge sichtbar werden. Allerdings sind sehr kleine Metastasen unter 5 mm oft nicht erkennbar. Eine präzisere Methode ist die Computertomographie (CT) mit Kontrastmittel, die selbst kleinste Metastasen sichtbar machen kann. Sie wird insbesondere dann empfohlen, wenn das Röntgenbild unklare Befunde liefert oder eine genauere Einschätzung der Tumorausbreitung erforderlich ist. Falls ein verdächtiger Lungenherd entdeckt wird, kann eine Feinnadelaspiration oder Bronchoskopie durchgeführt werden. Dabei wird Gewebe aus dem betroffenen Bereich entnommen und anschließend zytologisch oder histopathologisch untersucht, um festzustellen, ob es sich tatsächlich um Metastasen handelt. Die Suche nach Lungenmetastasen ist deshalb entscheidend, da das Vorhandensein von Tochtergeschwülsten die Therapieoptionen erheblich beeinflusst. Falls Metastasen vorliegen, wird in vielen Fällen auf eine radikale Operation verzichtet, da diese keinen langfristigen Heilungserfolg bringen würde. Stattdessen kommen palliative Maßnahmen wie Schmerzmanagement oder Immuntherapien in Betracht.
5. Medizinische Behandlungsmöglichkeiten von Mammatumoren
In der Tiermedizin gibt es zu diesem Thema viele Diskussionen. Wie oben erwähnt, gibt es bislang keine relevanten Studien, die eine bestimmte Vorgehensweise eindeutig empfehlen. Deshalb sollten die therapeutischen Maßnahmen immer individuell für jede Hündin und jeden Tumor geplant werden – immer im Vergleich zur Belastung für das Tier. Die optimale Behandlung eines Mammatumors hängt daher von verschiedenen Faktoren ab - darunter die Größe, der Malignitätsgrad, die Art und die Ausbreitung. Die Chirurgie ist dann die erste (und oft einzige) Wahl. Andere Methoden wie Chemotherapie, Bestrahlung oder Immuntherapie haben entweder keine verlässlichen Ergebnisse gezeigt oder es gibt keine ausreichenden Erkenntnisse dazu. Bei der Operation wiederum unterscheidet man verschiedene Stufen, je nachdem, wie viel Gewebe entfernt wird:
Nodulektomie: Nur der Tumor mit einem kleinen Rand gesunden Gewebes wird entfernt. Diese Methode dient eher der Diagnose als der Heilung.
Einfache Mastektomie: Bei einer einseitigen Mastektomie wird die betroffene Milchleiste komplett von der Achsel bis zur Leiste entfernt, einschließlich der zugehörigen Lymphknoten. Diese Methode wird empfohlen, wenn sich mehrere Tumoren auf einer Körperseite befinden oder ein einzelner Tumor eine aggressive Wachstumsform aufweist.
Regionale Mastektomie: Mehrere benachbarte Mammakomplexe werden operativ entfernt.
Radikale Mastektomie: In schwereren Fällen, insbesondere bei Tumorbefall beider Seiten, kann eine beidseitige Mastektomie erforderlich sein. Dabei werden beide Milchleisten in zwei aufeinanderfolgenden Operationen mit einem Abstand von mehreren Wochen entfernt, um die Belastung für die Hündin zu reduzieren.
Die Erholungszeit nach der Operation beträgt in der Regel zwei bis drei Wochen. Schmerzmanagement, Wundkontrolle und ein Schutz durch einen Body oder Halskragen sind essenziell, um eine komplikationsfreie Heilung zu gewährleisten. Die entnommenen Gewebeproben werden meist histopathologisch untersucht, um die Tumorart und mögliche, weitere Behandlungsempfehlungen zu bestimmen. Diese können sein:
Chirurgische Nachresektion: Falls der Tumor nicht vollständig entfernt wurde (erkennbar an unvollständigen Resektionsränder), kann eine erneute Operation nötig sein, um verbliebenes Tumorgewebe zu entfernen und das Rückfallrisiko zu minimieren.
Chemotherapie: Bei aggressiven Karzinomen, inoperablen oder metastasierenden Tumoren kann eine Chemotherapie eingesetzt werden.
Strahlentherapie: Diese Behandlung wird selten angewendet, kann aber bei inoperablen oder lokal fortgeschrittenen Tumoren u.U. in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn ein vollständiges chirurgisches Entfernen nicht möglich war.
Hormontherapie: Da viele Mammatumoren hormonabhängig wachsen, wird diskutiert, ob eine hormonunterdrückende Therapie - z. B. durch Kastration oder Medikamentengabe - das Rückfallrisiko senken kann.
Falls der Tumor nicht heilbar ist, steht eine palliative Therapie und schmerzlindernde Maßnahmen im Vordergrund. Dazu gehören entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAIDs wie Metacam) oder Opioide.
Naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten von Gesäugetumoren
Neben der schulmedizinischen Behandlung gibt es verschiedene, naturheilkundliche Ansätze, die adjuvant (begleitend) oder komplementär (ergänzend) eingesetzt werden können, um das Immunsystem zu stärken, das Tumorwachstum zu beeinflussen und die Lebensqualität der Hündin zu verbessern.
Eine bewährte, naturheilkundliche Methode ist die Misteltherapie. Studien der ViscumVet Gruppe in der Schweiz mit dem Präparat Iscaor zeigen, dass Mistelpräparate das Immunsystem stimulieren, die Lebensqualität verbessern und eine wachstumshemmende Wirkung auf Tumore - speziell auch auf Gesäugetumore - haben können. Die Therapie kann die Aktivität der natürlichen Killerzellen steigern und Entzündungsprozesse regulieren. Bei mit Mistel behandelten Tieren wurde beobachtet, dass sie nach einer Therapie oft vitaler sind und weniger tumorbedingte Beschwerden zeigen. Wir arbeiten mit der ViscumVet Gruppe zusammen und können dich bei der Beratung und Durchführung der Therapie gerne begleiten:
Die biologische Tumortherapie von Heel, die aus speziellen, homöopathischen Komplexmitteln besteht, zielt darauf ab, die körpereigene Abwehr zu stärken und die Selbstheilungskräfte zu unterstützen. Diese Therapie wird häufig ergänzend eingesetzt, um den Allgemeinzustand des tierischen Patienten zu verbessern, die Wundheilung zu unterstützen und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Einen schriftlichen Therapieplan inkl. Bezugsquellen kannst du hier buchen:
Eine effektive Maßnahme ist auch der gezielte Einsatz von Vitalpilzextrakten. Die Auswahl des Pilzes sowie die Dosierung sollte individuell für die Hündin und deren gesundheitliches Gesamtbefinden zusammengestellt werden. Vitalpilze enthalten u.a. wertvolle Polysaccharide und Beta-Glucane, die das Immunsystem modulieren, antioxidativ wirken und das Zellwachstum regulieren können. Unsere zertifiziere Tierheilpraktikerin Alisa Stoll kann dich hierzu kompetent beraten:
7. Prognose und Lebenserwartung
Die Prognose für Hündinnen mit Mammatumor(en) variiert stark. Früh erkannte, gutartige Tumoren können durch eine Operation vollständig entfernt werden und die Sache ist meistens erledigt. Bösartige Tumoren hingegen neigen dazu, Metastasen zu bilden, was die Prognose verschlechtert.
Faktoren, die die Prognose beeinflussen sind die Größe des Tumors, der Tumortyp bzw. dessen Malignität, das Vorhandensein von Metastasen sowie der allgemeine Gesundheitszustand. Die histologische Unterteilung von Gesäugetumoren erfolgt in diese vier Grade:
Malignitätsstufe 1 – „komplexes Adenokarzinom“
Diese Form zeichnet sich durch eine dichte Zellstruktur aus, in der neben epithelialen auch Myoepithelzellen zu finden sind. Das Tumorgewebe bewahrt noch ein erkennbares, geordnetes Muster, und es gibt keinerlei Hinweise auf ein aggressives Verhalten oder Fernmetastasen. Die Prognose ist in der Regel sehr günstig.
Malignitätsstufe 2 – „einfaches Adenokarzinom“
Bei dieser Variante dominieren vorwiegend Epithelzellen, während einige Strukturen der ursprünglichen Drüsenanordnung erhalten bleiben. Das Wachstum erfolgt moderat und ohne invasives Eindringen in benachbartes Gewebe. Eine Metastasierung tritt selten auf, was zu einer insgesamt stabilen Prognose führt.
Malignitätsstufe 3 – „solides Karzinom“
Hier verliert das Tumorgewebe das typische Drüsenmuster vollständig und besteht überwiegend aus undifferenziertem epithelialem Gewebe. Diese Form neigt dazu, lokal in das umgebende Gewebe einzudringen und kann auch früher Metastasen bilden. In diese Kategorie fallen zudem seltene Tumore, die aus mesenchymalem Gewebe entstehen, was auf eine insgesamt ungünstigere Prognose hinweist.
Malignitätsstufe 4 – „anaplastische Karzinome“
Diese Tumoren zeigen eine stark veränderte, unorganisierte Zellstruktur ohne erkennbare Muster. Die Zellen wirken chaotisch und verlieren ihre ursprüngliche Differenzierung. Aufgrund ihrer hohen Aggressivität breiten sie sich oft rasch über Blut- und Lymphwege aus, was die Prognose verschlechtert.
Die Prognose hängt also stark davon ab, wie früh der Tumor erkannt und behandelt wird und welche biologisches Verhalten er mitbringt.

Mammatumor und Kastration: Pro und Kontra
Da hormonelle Einflüsse eine große Rolle bei der Entstehung von Mammatumoren spielen, wird oft eine frühe Kastration als eine der wirksamsten Präventions-maßnahmen propagiert. Studien zeigen auch tatsächlich, dass eine Kastration vor der ersten Läufigkeit das Risiko Gesäugetumoren auf bis zu 0,5 % senken kann, während eine Kastration nach der ersten Läufigkeit das Risiko auf 8 % erhöht; nach der zweiten Läufigkeit steigt es auf 26 %. Allerdings ist die allgemeine Wahrscheinlichkeit, dass eine Hündin überhaupt an einem Mammatumor erkrankt, ebenfalls relativ zu betrachten. Daher stellt sich die Frage, ob eine Kastration allein zur Tumorprävention gerechtfertigt ist. Zudem gibt es alternative Maßnahmen zur Risikominimierung, wie eine artgerechte und ausgewogene Ernährung, das Meiden hormoneller Läufigkeitsunterdrückung und ein konsequentes Gewichtsmanagement, insbesondere im ersten Lebensjahr. Auf der anderen Seite wird argumentiert, dass die Kastration nicht nur das Risiko für Mammatumoren senkt, sondern auch andere gesundheitliche Vorteile bietet, wie die Vermeidung von Gebärmutterentzündungen und hormonell bedingtem Diabetes mellitus. Dennoch sollten potenzielle Nachteile nicht außer Acht gelassen werden. Nach der Kastration kann es zu einer Gewichtszunahme kommen, da der tägliche Energiebedarf um etwa 30 % sinkt. Zudem besteht das Risiko einer erworbenen Harninkontinenz aufgrund einer verminderten Verschlussfähigkeit der Harnröhre. Angesichts dieser kontroversen Diskussionen ist es unerlässlich, die Entscheidung zur präventiven Kastration individuell zu treffen, um die beste Lösung für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Hündin zu gewährleisten.
Die Kastration nach der Entfernung eines Mammatumors ist ebenfalls ein kontrovers diskutiertes Thema. Einige Studien deuten darauf hin, dass eine Kastration nach der Tumoroperation das Risiko für das erneute Auftreten von Mammatumoren und Metastasen senken kann – insbesondere, wenn die Hündin vorher hormonell intakt war. Eine Untersuchung von Sorenmo et al. (2000) ergab, dass eine Kastration zum Zeitpunkt der Tumorentfernung oder kurz danach die Überlebenszeit von Hündinnen mit bestimmten Tumoren verlängern kann - allerdings hängt der Nutzen stark von der Art und dem Stadium ab. Gleichzeitig gibt es keine eindeutige Garantie, dass eine Kastration nach der Tumorentfernung das Fortschreiten der Erkrankung immer positiv beeinflusst. Insbesondere bei bereits metastasierten Tumoren oder aggressiven Karzinomen kann der Eingriff wenig bis keinen Einfluss auf die Prognose haben. Zudem kann eine Kastration zu hormonellen Veränderungen führen, die sich wiederum auf den gesamten Stoffwechsel und das Immunsystem der Hündin auswirken. Daher sollte die Entscheidung nicht pauschal, sondern basierend auf dem Alter, dem Gesundheitszustand und der Tumorart der Hündin getroffen werden. Bitte sucht im Zweifelsfall eine onkologisch spezialisierte Praxis oder Klinik auf, die anhand von histopathologischen Untersuchungen und weiterführender Diagnostik eine fundierte Empfehlung für oder gegen eine Kastration nach der Krebserkrankung geben kann.
Fazit
Besonders Mammatumoren stellen sowohl für die betroffenen Tiere als auch deren Halter eine erhebliche Belastung dar. Für die Tierbesitzer bedeutet nicht nur die Diagnose einen emotionalen Schock - sie wird zusätzlich gefolgt von mitunter schwierigen Entscheidungen hinsichtlich der weiteren Vorgehensweise. Die Qualität der tierärztlichen Betreuung spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle, weist jedoch erhebliche Unterschiede auf. Während einige Praxen und Kliniken umfassende diagnostische Verfahren, moderne chirurgische Techniken und spezialisierte, onkologische Behandlungen anbieten, fehlt es andernorts an standardisierten Vorgehensweisen und spezifischem Fachwissen für Mammatumore. Besonders die frühzeitige Aufklärung über präventive oder postoperative Maßnahmen wie z.B. die Kastration findet nicht immer in ausreichendem Maße statt. Auch bei der histologischen Untersuchung entnommener Tumore und der Nachsorge zeigen sich deutliche Qualitätsunterschiede. Eine optimale Betreuung umfasst neben der medizinischen Versorgung auch eine einfühlsame und transparente Kommunikation, die den Halter umfassend über Behandlungsoptionen, Risiken und Prognosen informiert und dabei seine individuellen Möglichkeiten und Bedürfnisse berücksichtigt. Idealerweise erfolgt die Betreuung durch ein interdisziplinäres Team, das sowohl die medizinischen als auch die therapeutischen Aspekte der Erkrankung im Blick behält.
Falls du hinsichtlich der Einschätzung oder Behandlung eines Gesäugetumors deiner Hündin unsicher bist, bieten wir gerne eine onkologische Zweitmeinung unserer Tierärztin Dr. Diana Schulenburg an:
Studien zu bestimmten Schwerpunkten von Gesäugetumren der Hündin
"Mammatumoren bei Hunden: Eine retrospektive Studie": Diese retrospektive Studie von B. K. Misdorp (2000) an der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht die Häufigkeit und histopathologischen Merkmale von Mammatumoren bei Hunden. In der Studie werden unter anderem die verschiedenen Tumorarten, deren Prognose sowie die Risikofaktoren wie Alter, Rasse und Hormonbehandlung beleuchtet. Quelle: Misdorp, B. K. (2000). Mammatumoren bei Hunden: Eine retrospektive Studie. Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover.
"The Influence of Hormonal Therapy on the Risk of Mammary Tumors in Dogs" (Hurn, 2001) Diese Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen der Verwendung von synthetischen Hormonen und einem erhöhten Risiko für Mammatumoren. Sie betont, dass hormonelle Behandlungen, insbesondere bei Hündinnen, die nicht kastriert wurden und wiederholt Läufigkeiten oder Hormonpräparate durchlaufen haben, das Risiko für Tumore in der Milchleiste erhöhen können.
"Endocrine Influences on the Development of Mammary Neoplasms in the Dog" (Misdorp, 2003) Diese Übersicht zur Entstehung von Mammatumoren zeigt, dass wiederholte hormonelle Zyklen, insbesondere die Einnahme von Östrogen oder Gestagenen, das Risiko für die Entwicklung von Tumoren verstärken können.
"Risk factors for mammary tumours in the dog" (Zorilla et al., 2009) Diese Untersuchung befasst sich mit verschiedenen Risikofaktoren für Mammatumoren bei Hunden.
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