
So meisterst du deine Ängste und genießt den gemeinsamen Moment
Der Verlust eines geliebten Hundes, oder die quälende Ungewissheit angesichts einer schweren Diagnose wie Krebs, gehören zu den beängstigendsten Erfahrungen, die ein Tierbesitzer durchleben kann. Besonders, wenn man bereits einmal einen tierischen Gefährten verloren hat, wenn man eine schlechte Prognose bekommt oder sich inmitten einer Tumortherapie befindet und eine Vielzahl medizinischer und ethischer Entscheidungen für seinen treuen Freund treffen muss, können die Sorgen uns den Schlaf rauben und die Ängste überwältigend sein. Die Gedanken kreisen unaufhörlich um Fragen wie: "Treffe ich die richtige Entscheidung?", „Welche Behandlung kann erfolgreich sein?“ "Wie viel Zeit bleibt uns noch zusammen?", oder "Was bloß, wenn ich ihn verliere?". Diese Ängste sind zutiefst menschlich und verständlich, doch allzu oft überschatten sie auch die kostbaren Momente, die man mit seinem Hund verbringt. In diesem Beitrag möchten wir dir erklären, woher diese Emotionen kommen, wie du mit diesen Gefühlen umgehen und lernen kannst, das „Jetzt“ mit deinem geliebten Vierbeiner voller Liebe und Freude zu genießen.
Die starke Bindung als Basis der Sorge um kranke Tiere
Dein Hund ist weit mehr als nur ein Haustier – er ist dein bester Freund, ein treuer Begleiter, der immer für dich da ist, egal was passiert. Er teilt dein Leben mit dir, in guten wie in schlechten Zeiten. Er freut sich immer, dich zu sehen, als wärst du der wichtigste Mensch auf der Welt. Und in seinen Augen bist du das auch. Er ist dein Trainingspartner, der dich motiviert, rauszugehen und dich zu bewegen, egal ob es regnet oder die Sonne scheint. Er ist dein Spielkamerad, der dich zum Lachen bringt und dich daran erinnert, dass das Leben nicht immer so ernst sein muss. Er ist dein Zuhörer, dem du deine Sorgen anvertrauen kannst, ohne Angst vor einem Urteil. Dein Hund ist ein Teil deiner Familie, ein Freund, ein Seelentröster, ein Motivator, ein Gefährte und so vieles mehr. Diese intensive Verbindung schafft ein tiefes, emotionales Band, das in der Psychologie mit der Bindungstheorie erklärt wird. Diese Bindung und die damit verbundene Angst um das Tier lassen sich aus mehreren psychologischen Perspektiven erklären:

Bindungstheorie: Menschen entwickeln oft einen emotionalen Bezug zu ihren Haustieren, die vergleichbar ist mit der Bindung zu einem engen Familienmitglied (siehe oben). Laut der Bindungstheorie sorgt diese intensive Beziehung für ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Wenn diese Bindung bedroht ist – etwa durch eine lebensbedrohliche Krankheit – können starke emotionale Reaktionen und Ängste ausgelöst werden.
Emotionaler Spiegel: Hunde reagieren sehr sensibel auf die emotionale Verfassung ihrer Besitzer. Wenn du starke Gefühle wie Sorge oder Angst erlebst, spiegelt sich dies oft im Verhalten deines Hundes wider. Diese wechselseitige emotionale Kommunikation verstärkt die enge Connection, da beide Seiten aufeinander reagieren, was die Abhängigkeit und das Bedürfnis nach Schutz weiter erhöht.
Selbstwert und Identität: Für viele Menschen ist die Beziehung zu ihrem Hund ein wesentlicher Bestandteil ihrer Identität und ihres Selbstwertgefühls. Der Hund wird zum Symbol bedingungsloser Liebe und Unterstützung. Daraus entsteht auch die Angst, dass ein Verlust nicht nur einen geliebten Begleiter, sondern einen bedeutenden Teil des eigenen Lebens und Selbstverständnisses bedeutet.
Neurobiologische Prozesse: Der enge Kontakt mit dem Hund kann die Ausschüttung von Hormonen wie Oxytocin begünstigen – dem sogenannten „Kuschelhormon“, das mit Nähe, Vertrauen und sozialer Verbundenheit in Verbindung gebracht wird. Diese biochemischen Prozesse verstärken die Beziehung. Gleichzeitig können Stresshormone wie Cortisol ansteigen, wenn die Angst um den Hund wächst, was die emotionale Belastung weiter erhöht.
Verlusterfahrungen: Persönliche Erfahrungen, wie etwa der Verlust eines anderen, geliebten Wesens oder der drohende Abschied durch eine schwere Krankheit wie Krebs können die Angst um den geliebten Hund intensivieren. Denn solche Erfahrungen hinterlassen oft emotionale Narben und führen dazu, dass man in der Beziehung zu seinem Hund übermäßige Vorsicht und ständige Wachsamkeit entwickelt – aus dem inneren Wunsch heraus, einen erneuten Verlust zu verhindern.
Zusammengefasst ausgedrückt entsteht die tiefe Bindung und Liebe zu deinem Hund durch eine Kombination aus emotionalen, sozialen und neurobiologischen Faktoren. Diese Bindung macht den Hund zu einem zentralen Bestandteil des eigenen Lebens, und die damit verbundene Angst resultiert aus der Furcht, diesen wichtigen Bezugspunkt zu verlieren. Das Verständnis dieser psychologischen Prozesse kann helfen, besser mit den eigenen Ängsten umzugehen und Strategien zu entwickeln, um den Alltag trotz der akuten Belastung bewusster und entspannter zu gestalten.
Wenn das Gehirn Alarm schlägt: Hypervigilanz oder die „Hundehelikoptermama“

Nach dem Erlebnis eines schmerzlichen Verlustes - etwa, weil du bereits früher ein Tier verloren hast oder dich mit dem drohenden Verlust deines Tieres intensiv beschäftigst - kann dein System in einen Zustand erhöhter Alarmbereitschaft verfallen: ein Phänomen, das als Hypervigilanz bekannt ist. Hypervigilanz beschreibt einen Zustand intensiver Wachsamkeit, oft hervorgerufen durch Trauma und Stress, gekennzeichnet durch stetiges „Scannen“ nach möglicher Bedrohung. Dieses Phänomen tritt häufig als Reaktion auf traumatische Erfahrungen oder in Zusammenhang mit Angststörungen, wie beispielsweise der posttraumatischen Belastungsstörung auf. In diesem Zustand nimmst du selbst kleinste Veränderungen – sei es in der Körpersprache deines Hundes, in seinem Befinden, in seinem Appetit oder vermutlichen Schmerzempfinden – übermäßig intensiv wahr. Diese Reaktion ist ein Schutzmechanismus, der tief in unseren neurobiologischen Prozessen verankert ist und darauf abzielt, zukünftigen Schmerz zu vermeiden. Der Verlust eines geliebten Wesens hinterlässt oft emotionale Narben, die zu eben dieser verstärkten Sensibilität und zu ständiger Sorge führen können. Doch nicht nur übermäßige Fürsorge und permanente, gesundheitliche Kontrollen deines Tieres können sehr belastend werden. Angst und Schrecken als treibende Emotion können dich auch innerlich erschöpfen und die anhaltende Wachsamkeit kann zu einer permanenten, inneren Anspannung führen – und das spürt auch dein Hund. Hunde sind sehr feinfühlig und reagieren auf die emotionalen Schwingungen ihrer Bezugspersonen. So kann deine dauerhafte Hypervigilanz dazu führen, dass dein Hund ebenfalls nervös oder unruhig wird, was den Kreislauf von Angst und Stress weiter verstärken kann.
Indem du verstehst, dass diese Gefühle sowohl eine natürliche Reaktion als auch ein Schutzmechanismus deines Gehirns und deiner Psyche sind, kannst du beginnen, Strategien zu entwickeln, um deine Ängste besser zu bewältigen – und so nicht nur dir, sondern auch deinem Hund zu einem entspannteren Miteinander zu verhelfen.
Wege aus der Angst vor Krebs: Tipps für mehr Gelassenheit für dich und deinen Hund
Informiere dich gezielt und nur bei onkologischen Experten
Wissen ist ein wichtiger Baustein, um Ängste zu reduzieren. Informiere dich über die Krankheit deines Hundes und die verschiedenen Therapiemöglichkeiten, aber vermeide es, dich in endlosen Internet-Recherchen zu verlieren. „Dr. Google can bring you back 100.000 answers. An expert can bring you back the right one“. Suche stattdessen den Austausch mit einem onkologisch kompetenten Tierarzt oder auf Krebserkrankungen spezialisierten Plattformen wie www.krebsbeimhund.com – wir können dir eine verlässliche Orientierung bieten und dir helfen, rationale und gute Entscheidungen zu treffen.
Austausch mit anderen Betroffenen
Der Kontakt zu anderen Hundebesitzern, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann sehr entlastend wirken. Ob in lokalen Selbsthilfegruppen oder online in sozialen Medien - der Austausch über Erfahrungen, Sorgen und kleine Erfolgserlebnisse kann dir das Gefühl geben, nicht allein zu sein, und dir wertvolle Tipps für den Alltag liefern.
Schaue gerne auch in unserer Facebook Gruppe „Diagnose Krebs beim Hund“ vorbei!
Etabliere eine feste Routine
Die Pflege eines kranken Tieres kann rasch den gesamten Alltag bestimmen. Eine strukturierte Routine gibt sowohl dir als auch deinem Hund Sicherheit. Plane regelmäßige Spaziergänge, Fütterungszeiten und Ruhephasen ein – auch für dich! Diese Verlässlichkeit kann dazu beitragen, Stress abzubauen, da sie dir und deinem Hund hilft, sich auch in schwierigen Zeiten an gewohnte Abläufe zu halten und dir selbst ein Gefühl von Kontrolle vermittelt.
Nutze Entspannungs- und Achtsamkeitstechniken:
Praktiken wie Meditation, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen können dir helfen, in stressigen oder überwältigenden Momenten ruhiger zu bleiben. Nimm dir täglich ein paar Minuten, um bewusst im Hier und Jetzt zu sein – z.B. bei gemeinsamen Erlebnissen, auf Ausflügen, in der Natur oder bei der Kuscheleinheit mit deinem Hund. Diese Momente der Achtsamkeit stärken nicht nur dein emotionales Wohlbefinden, sondern können sich auch positiv auf deinen tierischen Freund übertragen.
Praktische Übungen für mehr Gelassenheit
Nimm dir jeden Abend ein paar Minuten, um aufzuschreiben, wofür du in Bezug auf deinen Hund dankbar bist. Zum Beispiel: „Heute hat mich mein Hund mit seiner unbändigen Lebensfreude angesteckt, weil ihn seine medizinische Prognose ziemlich egal ist“ Diese Übung zur Dankbarkeit hilft dir, den Fokus auf das Positive zu lenken. Du kannst auch alle Ängste, die dich belasten, auf ein Blatt Papier aufschreiben. Notiere dabei, was du beeinflussen kannst und was außerhalb deiner Kontrolle liegt. Indem du die Dinge bewusst sortierst, fällt es leichter, die Sorgen, die du nicht ändern kannst, loszulassen.
Hol dir Unterstützung für dich selbst
Wenn die Angst überwältigend wird, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine psychologische Beratung oder Krisenintervention kann dich dabei helfen, deine Gefühle zu verarbeiten und Wege zu finden, besser mit der Situation umzugehen. Diese Unterstützung kann dir auch helfen, emotionale Ressourcen zu aktivieren und gestärkt auf den gemeinsamen Weg mit deinem Hund zu gehen.
Indem du diese Strategien berücksichtigst und bestmöglich integrierst, kannst du lernen, deine Sorgen besser zu managen und trotz der belastenden Diagnose "Krebs" mehr Gelassenheit und Freude in den gemeinsamen Momenten mit deinem Hund finden. Jeder kleine Schritt in Richtung innerer Ruhe ist ein Gewinn – für dich und für deinen treuen Begleiter. So bist du auf dem guten Weg, deine Ängste zu meistern und den gemeinsamen Moment zu genießen.
Falls du unsere Leistungen im Bereich Emotionaler Support kennenlernen möchtest, findest du hier die passenden Angebote bei Sonja Störmer:
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