
Die Diagnose Krebs beim Hund stellt viele Halter vor die Frage, ob und wie sie durch eine angepasste Ernährung ihren tierischen Patienten optimal unterstützen und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Besonders die ketogene Diät hat in der Fütterung bei krebskranken Hunden in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Doch ist dieser Ansatz wirklich so effektiv und sinnvoll oder gibt es inzwischen bessere Alternativen? In diesem Artikel erfährst du:
Wie die ketogene Diät bei Hunden funktioniert
Ob sie heute noch als geeignete Begleittherapie gilt
Welche alternativen Ernährungsansätze es gibt
Welche Tumortypen bei Hunden für eine ketogene Diät in Frage kommen
Wissenschaftliche Studien zur ketogenen Ernährung bei Hundekrebs
Ketogene Diät bei krebskranken Hunden – das Konzept
Die ketogene Ernährung basiert auf der strikten Reduktion von Kohlenhydraten mit dem Ziel, den Stoffwechsel des Hundes in einen Zustand der Ketose zu versetzen. In der Ketose gewinnt der Körper Energie vorwiegend aus Ketonkörpern, die aus Fett gebildet werden, anstatt aus Glukose. Denn die Theorie besagt, dass Tumorzellen hauptsächlich Glukose als Energiequelle nutzen. Indem der Kohlenhydratanteil drastisch reduziert wird, soll das Tumorwachstum verlangsamt werden, da den Krebszellen ihre primäre Energiequelle entzogen wird. Folgende Verhältnisse der Makronährstoffe werden dabei als Orientierung in der Futterration herangezogen: Sehr wenig Kohlenhydrate (<5–10%) + Mäßig Protein (20–30%) + Hauptsächlich Fett (60–80%) Der Mechanismus dahinter: In der Ketose nutzt der Organismus Ketonkörper (z. B. Beta-Hydroxybutyrat) als alternative Energiequelle. Tumorzellen können diese Ketonkörper jedoch nur schwer verwerten, was zu einer Energieverknappung für den Tumor führen soll. Dieser Effekt führt unter Laborbedingungen auch tatsächlich zu einem langsameren Wachstum. Im lebenden Körper tickt aber alles etwas anders. Tumorzellen können nämlich - wie Normalzellen auch - andere Stoffwechselwege einschlagen und Energie genauso gut aus Fett und Proteinen gewinnen.
2. Ist der ketogene Ansatz bei Krebs überholt? Neue Erkenntnisse
Der ketogene Ansatz ist nicht generell überholt - er ist aber sicher nicht für alle erkrankten Hunde geeignet und wohl auch nicht mehr für alle Tumorerkrankungen pauschal zu empfehlen. Eine auf den jeweiligen Patienten angepasste Low-Carb-Ernährung mit hochwertigen Proteinen und gesunden Fetten scheint in vielen Fällen eine bessere Wahl zu sein.
Die Vorteile einer ketogen-orientierten Diät sind:
Studien zeigen, dass Tumorzellen hauptsächlich Energie aus Glukose gewinnen - jedoch nicht ausschließlich. Sie sind in der Lage, auch andere Energiequellen anzuzapfen
Ketogene Umstände können das Wachstum der Tumorzellen hemmen. Nur wird die ketogene Ernährung auch im Humanbereich schon länger nicht mehr pauschal empfohlen, da sie dazu führen kann, dass die kranken Patientenkörper zusätzlich ausgezehrt werden
Die positiven Effekte einer Ketodiät könnten auch allgemein Entzündungen in gewissen Maßen reduzieren und das Immunsystem potenziell stärken
Die Kritik an der ketogenen Diät beinhaltet folgende Schwerpunkte:
Ketose ist nicht für alle Hunde geeignet, insbesondere nicht für Hunde mit Leber- oder Pankreasproblemen. Wenn Fett anstelle von Kohlenhydraten als Hauptenergiequelle verwendet wird, ist das für gesunde Hunde in der Regel gut verträglich, jedoch kann diese Veränderung bei Hunden mit Leber- oder Pankreasproblemen problematisch sein. Leberprobleme: Die Leber spielt eine zentrale Rolle im Fettstoffwechsel, da sie für die Produktion von Ketonkörpern verantwortlich ist, die bei der ketogenen Diät als Energiequelle dienen. Hunde mit Lebererkrankungen können jedoch Schwierigkeiten haben, Fette effizient zu verstoffwechseln, was zu einer Belastung der Leber führen kann. Eine übermäßige Fettzufuhr bei bereits geschwächter Leberfunktion könnte die Erkrankung verschlimmern und zu weiteren gesundheitlichen Komplikationen führen.
Pankreasprobleme (z.B. Pankreatitis): Die Bauchspeicheldrüse produziert Enzyme, die für die Fettverdauung notwendig sind. Bei Hunden mit Pankreasproblemen, wie etwa einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse, ist die Fähigkeit, Fette zu verdauen und zu verstoffwechseln, oft eingeschränkt. Eine fettreiche Diät könnte den Pankreas zusätzlich belasten und die Symptome verschärfen, was zu weiteren Komplikationen führen kann. Aufgrund dieser Risiken ist es wichtig, dass Hunde mit Leber- oder Pankreasproblemen eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Diät erhalten, die ihre Organfunktionen nicht zusätzlich beansprucht.
Nicht alle Tumore sind gleich – einige können auch Fett als Energiequelle nutzen. Welche das sind beleuchten wir in Punkt Nr. 3
Möglicher Muskelabbau, wenn zusätzlich zur Ketodiät auch noch zu wenig Protein zugeführt wird: Bei Hunden mit Krebs ist der Erhalt der Muskelmasse besonders wichtig, da die Erkrankung oft zu einem erhöhten Energie- und Proteinbedarf führt. Wird im Rahmen einer ketogenen oder kohlenhydratreduzierten Ernährung nicht genügend hochwertiges Protein zugeführt, kann es zu Muskelabbau (Kachexie) kommen. Dieser Muskelverlust schwächt den Hund zusätzlich, beeinträchtigt seine Lebensqualität und kann den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Deshalb sollte die Fütterung sorgfältig ausbalanciert sein.
Relativierte Wirkung: Eine ausgewogene Ernährung ist wichtiger als eine strikte Kohlenhydratvermeidung. Während die ketogene Ernährung ursprünglich als zentraler Ansatz zur Hemmung des Tumorwachstums galt, zeigen neuere Studien, dass eine ausgewogene, nährstoffdeckende und gut verträgliche Ernährung für krebskranke Hunde viel wichtiger ist als eine strikte Restriktion der Kohlenhydrate. Statt einer radikalen Keto-Diät rücken moderne Ansätze daher eine hochwertige, individuell angepasste Ernährung in den Fokus.
Der ketogene Ansatz ist nicht geeignet für Hunde mit:
Leber- und/oder Pankreasproblemen; siehe Abschnitt oben
Schlechtem Appetit oder Verdauungsstörungen: Hunde mit schlechtem Appetit oder Verdauungsstörungen könnten Schwierigkeiten haben, die fettreiche Kost einer ketogenen Diät zu verdauen. Eine unausgewogene Nährstoffaufnahme kann zudem zu weiteren Magen-Darm-Problemen führen und den Hund zusätzlich schwächen.
3. Tumortypen bei Hunden, bei denen eine ketogene Diät angeraten sein kann
Die ketogene Diät wird in der Humanmedizin als unterstützende Ernährungstherapie bei bestimmten Krebsarten erforscht und die Tiermedizin schließt sich an. Erste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass folgende Tumorarten unter Umständen von einer ketogenen Ernährung profitieren könnten:
a) Gliome (Gehirntumoren) – Da Gehirntumore häufig auf Glukose als Hauptenergiequelle angewiesen sind, könnte eine ketogene Ernährung das Wachstum hemmen.
b) Lymphome: Einige Fallberichte legen nahe, dass eine Reduktion der Kohlenhydrate den Tumorstoffwechsel von Lymphomzellen beeinträchtigen kann.
c) Mastzelltumoren: Da diese häufig eine erhöhte Glykolyse aufweisen, könnte eine kohlenhydratarme Ernährung das Tumorwachstum potenziell bremsen.
d) Osteosarkome: Erste Ansätze deuten darauf hin, dass auch diese aggressiven Knochentumoren, die stark auf Glukose angewiesen sein könnten
e) Weitere solide Tumoren: Bei bestimmten Magen-Darm-Tumoren oder anderen soliden Tumoren, die eine hohe Abhängigkeit von Glukose zeigen, kann die ketogene Ernährung unterstützend wirken.
Wann ist eine ketogene Diät für deinen Hund sinnvoll?
Eine ketogene Ernährung kann in folgenden Fällen sinnvoll sein:

Bei Tumoren mit bekannter, hoher Glukoseabhängigkeit (siehe oben): Einige Tumorarten sind offenbar besonders stark auf Glukose als Energiequelle angewiesen. In solchen Fällen kann eine angepasste Fütterung sinnvoll sein, da sie die Glukosezufuhr reduziert und möglicherweise das Wachstum der Krebszellen verlangsamt.
Bei stoffwechselgesunden Hunden: Nicht alle Hunde können Ketonkörper effizient zur Energiegewinnung nutzen, weshalb eine ketogene Ernährung vor allem für stoffwechselgesunde Hunde geeignet ist. Wenn Leber und Stoffwechsel gut funktionieren, kann der Körper problemlos Ketone als alternative Energiequelle verwerten.
Kurzfristige Unterstützung in Kombination mit anderen Therapien: Eine ketogene Ernährung kann als kurzfristige Maßnahme unterstützend wirken, indem sie das Tumorwachstum möglicherweise verlangsamt und den Körper während der Krebsbehandlung stärkt. In Kombination mit anderen Therapieformen wie Chemotherapie, Immuntherapie oder naturheilkundlicher Begleitbehandlung kann sie helfen, den allgemeinen Gesundheitszustand des tierischen Patienten zu stabilisieren.
Alternative Ernährung bei Hundekrebs
Da die ketogene Diät nicht für alle Hunde geeignet ist, gibt es alternative Ernährungsansätze, die helfen können ohne zusätzlich zu belasten wie z.B. eine moderat kohlenhydratreduzierte Ernährungsstrategie. Eine maßvolle Kohlenhydratreduktion ermöglicht es, den Hund mit ausreichend Energie zu versorgen, ohne den Tumor übermäßig mit Glukose zu „füttern“. Entscheidend ist dabei, dass die Ernährung individuell auf den Hund abgestimmt wird, um Mangelerscheinungen zu vermeiden und den Körper im Kampf gegen die Erkrankung bestmöglich zu stützen. Hochwertige Proteine tragen nicht nur zum Muskelerhalt bei, sondern liefern essenzielle Aminosäuren. Gesunde Fette und Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und können die Zellgesundheit positiv beeinflussen. Ergänzend können sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole antioxidativ wirken und den oxidativen Stress im Organismus reduzieren. Auch spezielle Präbiotika können sinnvoll sein, um die Darmgesundheit zu fördern, da ein stabiles Darmmilieu eine wesentliche Rolle für das Immunsystem spielt. Ausgesuchte Nahrungsergänzungen mit Bezug zum Immunsystem und Neoplasien - wie z.B. Curcumin (entzündungshemmend), Quercetin (antioxidativ) oder Vitalpilze (modulierend) können den Plan abrunden. Die richtige Balance aus Nährstoffen, Fettquellen und natürlichen Zusätzen kann somit dazu beitragen, die Lebensqualität des erkrankten Hundes zu verbessern und sein Wohlbefinden langfristig zu unterstützen.
Dabei ist es wichtig, dass du als Halter überhaupt bereit bist, in die Selbstverantwortung zu gehen und dich aktiv mit der Ernährung deines Hundes auseinanderzusetzen. Oft erfordert es ein Umdenken, da konventionelle Fütterungsempfehlungen nicht immer "up-to-date" oder die beste Wahl für einen an Krebs erkrankten Hund sind. Es kann herausfordernd sein, gewohnte Fütterungsstrategien zu hinterfragen und neue Wege einzuschlagen – doch genau hier liegt die Chance, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Mit Offenheit für neue Ansätze und der Bereitschaft, sich Wissen anzueignen, kannst du aktiv dazu beitragen, die Chancen deines Hundes zu verbessern.
6. Beratung zur Fütterung bei und nach Krebs
Auf der Plattform www.krebsbeimhund.de bieten wir dir eine individuelle Ernährungsberatung, die sich speziell mit der Fütterung bei und nach einer Tumorerkrankung deines Hundes beschäftigt. Unsere Partnerin Vanessa arbeitet mit fundiertem Fachwissen und in enger Abstimmung mit deinem Tierarzt, um eine Ernährung zu entwickeln, die den Heilungsprozess und das Wohlbefinden deines Hundes bestmöglich unterstützt. Wir empfehlen dir, eine ausführliche Beratung in Anspruch zu nehmen, um die passende Ernährungsstrategie für deinen Hund zu finden. Falls du noch unsicher bist, kannst du auch zuerst eine Kurzberatung buchen, um erste, wertvolle Informationen zu bekommen und deine Entscheidung für den weiterführenden Plan zu treffen.
Studienlage zur ketogenen Diät bei Hundekrebs
Die Studienlage zur ketogenen Ernährung bei Hundekrebs ist noch relativ begrenzt. Die Arbeiten liefern erste Hinweise auf potenzielle positive Effekte, sollten aber als Ausgangspunkt für weiterführende Forschung betrachtet werden.
1. Pilot Study on the Ketogenic Diet in Canine Cancer Patients
Quelle: Journal of Veterinary Internal Medicine, 2018
Inhalt:
In dieser Pilotstudie wurden Hunde mit unterschiedlichen malignen Tumoren über einen Zeitraum von mehreren Wochen mit einer strikten ketogenen Diät behandelt. Ziel war es, die Machbarkeit sowie potenzielle Effekte auf das Tumorwachstum und das allgemeine Wohlbefinden zu evaluieren. Erste Ergebnisse zeigten, dass einige Tiere eine Stabilisierung des Krankheitsverlaufs und eine verbesserte Lebensqualität aufwiesen – wenngleich die Fallzahl gering war und weitere Studien erforderlich sind.
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2. Effects of a Low-Carbohydrate, High-Fat Diet on Tumor Metabolism in Canine Lymphoma
Quelle: Veterinary Sciences, 2020
Inhalt:
Diese randomisierte Studie untersuchte den Einfluss einer Low-Carb High-Fat-Ernährung als ergänzende Maßnahme zur Standardtherapie bei Hunden mit Lymphomen. Die Autoren dokumentierten, dass die Diät zu einer erhöhten Ketonkörperbildung im Blut führte und sich in einigen Fällen ein verlangsamtes Tumorwachstum zeigte. Allerdings waren die Unterschiede zur Kontrollgruppe statistisch nicht immer signifikant, was den Bedarf an weiterführender Forschung unterstreicht.
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3. Ketogenic Dietary Therapy in Canine Mammary Tumors: A Retrospective Analysis
Quelle: Veterinary Oncology, 2019
Inhalt:
In dieser retrospektiven Analyse wurden Daten von Hunden mit mammären Tumoren ausgewertet, die zusätzlich zur konventionellen Therapie eine ketogene Ernährung erhielten. Die Studie fand Hinweise darauf, dass bei einigen Hunden die Tumorprogression verzögert war. Die Autoren betonen, dass die heterogene Patientengruppe und das Fehlen eines standardisierten Protokolls weitere Studien notwendig machen, um den Nutzen der ketogenen Diät klar zu belegen.
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