Diagnose Blasenkrebs: Zwischen Tierliebe, Therapie und schweren Entscheidungen
- Leni (Admin)
- 5. Juli
- 10 Min. Lesezeit

Als bei meiner eigenen Mutter Blasenkrebs diagnostiziert wurde, veränderte sich ihr Leben grundlegend. Sie hat mir erlaubt, ihre Geschichte zu erzählen, weil sie hofft, damit anderen Mut zu machen – nicht nur Menschen, sondern auch jenen, die ihre vierbeinigen Familienmitglieder in ähnlicher Lage erleben. Während meine Mutter eine eingespielte urologische und onkologische Behandlung durchlief – Diagnostik, Voruntersuchungen, Tumorkonferenz, radikale Zystektomie (Entfernung der Blase) gefolgt von einer aufwendigen Rekonstruktion mit künstlichem Blasenausgang (Stoma) – wurde mir bewusst, wie weit die Humanmedizin bei dieser Krebsart fortgeschritten ist. Es war ein harter Weg, begleitet von Ängsten und Komplikationen, aber auch von der Zuversicht, dass medizinisch alles Mögliche getan wird. Und es wurde deutlich: Wie wenig wir im Vergleich dazu darüber wissen, wenn ein Blasentumor unsere treuen vierbeinigen Gefährten betrifft. Blasenkrebs beim Hund ist selten, aber wenn er auftritt, ist er meist besonders aggressiv. Die häufigste Form ist das sogenannte Übergangszellkarzinom, das in einem schwer behandelbaren Bereich der Harnblase entsteht. Die Erkrankung betrifft oft ältere Hunde, bestimmte Rassen sind besonders gefährdet – doch im Prinzip sie kann jeden Hund treffen. Leider gibt es bei Tieren kaum Früherkennungsprogramme, die Behandlungsmöglichkeiten sind limitiert, viele Tierärzte erkennen die Symptome zu spät und selbst dann dauert es oft Wochen, bis eine gesicherte Diagnose gestellt werden kann. Dieser Artikel soll dabei helfen, besser vorbereitet zu sein, wenn man plötzlich mit dieser Diagnose konfrontiert wird.
Was ist ein Blasentumor beim Hund?
Bei Blasentumoren ist die Prognose meist ernst. Die häufigste Form ist das Übergangszellkarzinom (Transitional Cell Carcinoma, TCC), das von den Zellen der Harnblasenwand ausgeht und für etwa 2 Prozent aller Krebserkrankungen bei Hunden verantwortlich ist. Besonders problematisch ist die Lokalisation dieser Tumoren: Sie entstehen meist im sogenannten "Blasendreieck", jener Region, in der Harnleiter, Harnröhre und Harnblase zusammentreffen. Dieser Bereich ist chirurgisch nur schwer zugänglich, was die Behandlung erheblich erschwert. Obwohl das Übergangszellkarzinom nur einen kleinen Anteil aller Hundekrebsarten ausmacht, stellt es über 90 Prozent aller bösartigen Tumoren der unteren Harnwege dar. Die Erkrankung betrifft überwiegend ältere Hunde zwischen 8 und 12 Jahren. Bestimmte Hunderassen zeigen eine besondere Anfälligkeit, wobei Scottish Terrier das höchste Risiko tragen, gefolgt von West Highland White Terriern, Beagles und Shetland Sheepdogs.
Ursachen und Risikofaktoren für Blasentumore
Die genauen Ursachen für Blasenkrebs beim Hund sind noch nicht vollständig erforscht, doch man hat mehrere Risikofaktoren identifiziert, die das Erkrankungsrisiko erhöhen können. Die genetische Veranlagung spielt offensichtlich eine wichtige Rolle. Umweltfaktoren scheinen ebenfalls bedeutsam zu sein. Eine wissenschaftliche Studie konnte nachweisen, dass Hunde in Haushalten mit regelmäßigem Einsatz von Unkrautvernichtern ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Übergangszellkarzinoms haben. Dies wirft Fragen über die Rolle von Pestiziden und Herbiziden in der Tumorentstehung auf und unterstreicht die Bedeutung einer schadstoffarmen Umgebung für unsere Haustiere. Chronische Entzündungen der Harnblase können ebenfalls zur Tumorentstehung beitragen. Wiederkehrende Blasenentzündungen führen zu anhaltenden Gewebsreizungen, die langfristig entartete Zellveränderungen fördern können. Interessant ist auch, dass Hündinnen etwas häufiger betroffen sind als Rüden, was auf hormonelle Einflüsse hindeuten könnte. Übergewicht wurde als weiterer Risikofaktor identifiziert, möglicherweise aufgrund der damit verbundenen chronischen Entzündungsprozesse im Körper.
Symptome erkennen: Wenn der Hund plötzlich anders uriniert
Blasenkrebs beim Hund ist besonders tückisch, da die Symptome schleichend auftreten und leicht mit harmloseren Erkrankungen verwechselt werden. Viele Hundehalter interpretieren die ersten Anzeichen als gewöhnliche Blasenentzündung, was zu einer verzögerten Diagnosestellung führt. Das häufigste und erkennbare Symptom ist Blut im Urin, medizinisch als Hämaturie bezeichnet. Dieses kann von leicht rötlicher Verfärbung bis hin zu deutlich sichtbaren Blutspuren reichen. Begleitend treten oft Veränderungen im Urinierverhalten auf: Die Hunde müssen häufiger hinaus, setzen dabei aber nur kleine Mengen Urin ab. Das Urinieren selbst kann schmerzhaft und erschwert sein, was sich in einer veränderten Körperhaltung oder Zögern beim Lösen zeigen kann. Viele Hundehalter bemerken auch, dass ihr normalerweise stubenreiner Hund plötzlich unsauber wird oder Anzeichen von Inkontinenz zeigt. Manche Hunde lecken vermehrt im Genitalbereich, was auf Schmerzen oder Unbehagen hindeutet. Im fortgeschrittenen Stadium kommen allgemeine Krankheitssymptome hinzu: Die Hunde werden lethargisch, verlieren den Appetit und nehmen ab. Bauchschmerzen können auftreten, und in kritischen Fällen kann es zu einem kompletten Harnverhalt kommen – einem absoluten Notfall. Die Symptome verschlechtern sich im Laufe der Zeit und können - wenn sie ignoriert werden - zu schwerwiegenden Komplikationen wie Harnstau, Sekundärinfektionen oder sogar Nierenversagen führen.

Diagnoseverfahren im Überblick
Wenn ein Hund Symptome zeigt, die auf eine Erkrankung der Harnwege hinweisen, beginnt der Weg meist mit einem Besuch beim Tierarzt. Leider gestaltet sich die Diagnose oft schwierig, da die Symptome unspezifisch sind und leicht mit einer chronischen Blasenentzündung oder Harnwegsinfektion verwechselt werden können.
Allgemeine, klinische Untersuchung
Der Tierarzt prüft das Allgemeinbefinden des Hundes, tastet Bauch und Blasengegend ab und stellt gezielte Fragen zur Symptomatik z. B. Urinverhalten, Auftreten von Blut im Urin, Veränderungen im Verhalten.
Urinuntersuchung
Die Labordiagnostik beginnt mit einer umfassenden Urinuntersuchung, die erste Hinweise auf Blut, Bakterien oder abnormale Zellen geben kann. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass ein negativer Urinbefund einen Tumor nicht ausschließt. Parallel dazu werden Blutuntersuchungen durchgeführt, um die Nierenfunktion zu überprüfen und Entzündungsparameter zu bestimmen.
Bildgebende Verfahren
Bildgebende Verfahren spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnostik. Der Ultraschall ist meist die erste Wahl, da er nicht-invasiv, kostengünstig und sofort verfügbar ist. Allerdings können kleine Tumoren übersehen werden und die Qualität der Untersuchung hängt stark von der Erfahrung des Untersuchers ab. Bei unklaren Befunden oder zur Operationsplanung kommen CT oder MRT zum Einsatz, die eine präzise Darstellung der Tumorausdehnung ermöglichen.
Zytologie oder Biopsie
Für eine sichere Diagnose ist eine Gewebeuntersuchung erforderlich. Dies kann über eine Zystoskopie erfolgen, bei der eine kleine Kamera durch die Harnröhre in die Blase eingeführt wird oder durch eine ultraschall-gestützte Punktion direkt durch die Bauchdecke. Die gewonnenen Gewebeproben werden anschließend pathologisch untersucht.
BRAF-Mutationstest
Ein revolutionärer Durchbruch in der Diagnostik ist der BRAF V595E-Mutationstest. Dieser Test erkennt eine spezifische Genveränderung, die bei etwa 85 Prozent der Hunde mit Übergangszellkarzinom auftritt. Es wird lediglich eine Urinprobe benötigt und das Ergebnis liegt innerhalb weniger Tage vor. Dies macht den Test besonders wertvoll, wenn invasive Diagnostik nicht möglich ist oder der Tumor schwer zugänglich liegt.
Behandlungsmöglichkeiten bei Blasenkrebs
Die Therapie von Blasenkrebs beim Hund ist weit weniger fortgeschritten als in der Humanmedizin und zielt primär darauf ab, das Tumorwachstum zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhalten. Eine vollständige Heilung ist leider in den meisten Fällen nicht möglich, was die Behandlung zu einer palliativen Maßnahme macht. Chirurgische Eingriffe sind nur in wenigen Fällen durchführbar. Eine Teilresektion der Blase kommt nur infrage, wenn der Tumor nicht im kritischen Blasendreieck lokalisiert ist und ausreichend gesundes Blasengewebe vorhanden ist. Selbst dann ist die Rückfallrate mit 70 bis 80 Prozent sehr hoch. Eine vollständige Entfernung der Blase mit nachfolgender Rekonstruktion, wie sie in der Humanmedizin möglich ist, wird in der Tiermedizin praktisch nicht durchgeführt. Die Gründe dafür sind die extreme chirurgische Komplexität, hohe Komplikationsraten und ethische Bedenken. Die Wahl der Behandlung hängt daher vom Stadium des Tumors, der genauen Lokalisation, dem allgemeinen Gesundheitszustand des Hundes sowie den finanziellen Möglichkeiten der Besitzer ab.
a) Chirurgische Entfernung
Eine vollständige operative Entfernung des Tumors ist selten möglich, da sich Tumoren wie oben beschrieben meist im Blasendreieck befinden. Teilresektionen der Blase können versucht werden, sind aber oft mit Rückfällen oder postoperativen Komplikationen verbunden. Eine vollständige Entfernung der Blase (Zystektomie) mit nachfolgender Rekonstruktion – wie sie beim Menschen möglich ist – ist in der Tiermedizin bislang keine praktikable Option.
b) Medikamentöse Therapie
Nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAIDs)
Die medikamentöse Therapie stellt deshalb meist den Hauptpfeiler der Behandlung dar. Nicht-steroidale Antiphlogistika wie Piroxicam haben sich als besonders wertvoll erwiesen, da sie nicht nur entzündungshemmend wirken, sondern auch eine direkte tumorhemmende Wirkung zeigen. In Studien konnte bei etwa 20 Prozent der behandelten Hunde eine Tumorverkleinerung und bei weiteren 40 Prozent eine Stabilisierung erreicht werden.
Chemotherapie
Die Chemotherapie wird meist mit einer Kombination von verschiedenen Wirkstoffen durchgeführt. Mitoxantron wird als intravenöse Infusion alle drei Wochen verabreicht, während Vinblastin wöchentlich injiziert wird. Chlorambucil kann als orale Tablette dauerhaft gegeben werden, was für viele Besitzer praktischer ist. Kombinationstherapien, besonders die Verbindung von Chemotherapie mit Piroxicam, haben sich als Standardprotokoll etabliert. Die Ansprechrate liegt bei etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten, während bei 30 bis 40 Prozent eine Stabilisierung erreicht werden kann.
c) Strahlentherapie
Strahlentherapie kann bei inoperablen Tumoren zur Schmerzlinderung eingesetzt werden, ist aber aufgrund der Kosten nicht für alle Patienten zugänglich.
d) Immun- und Zelltherapien
Weitere Ansätze wie etwas die dendritische Zelltherapie - einer Art "Impfung" mit körpereigenen Zellen zur Stimulierung des Immunsystems gegen einen speziellen Tumor - werden wissenschaftlich aktuell noch als eher experimentell eingestuft.
e) Palliative Therapie
Da oft eine kurative Therapie nicht mehr möglich ist, geht es bei vielen betroffenen Hunden darum, Beschwerden wie Harnstau, Schmerzen oder Inkontinenz so gut wie möglich zu lindern. Dazu gehören Schmerzmedikamente, Diuretika zur Förderung des Harnabflusses, Antibiotika bei Sekundärinfektionen und ggf. Harnkatheter oder temporäre Harnableitung (z. B. Cystostomie).

Blasenkrebs beim Menschen und beim Hund im Vergleich: Warum unsere Hunde nicht dieselben Chancen haben
Blasenkrebs ist beim Menschen deutlich häufiger als beim Hund – er gehört zu den "Top-10-Krebserkrankungen" weltweit. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr über 30.000 Menschen daran, Männer etwa dreimal so häufig wie Frauen. Beim Hund hingegen handelt es sich um eine seltene, aber aggressive Erkrankung. Trotz dieser Unterschiede im Auftreten zeigt ein genauerer Vergleich beider Spezies, wie gravierend die Lücke in der medizinischen Versorgung tatsächlich ist. In der Humanmedizin existieren Screenig-Programme für Risikopatienten, moderne Bildgebung und zytologische Urinanalysen ermöglichen eine Diagnosestellung oft schon im nicht-invasiven Stadium und eine Vielzahl von Behandlungsoptionen steht zur Verfügung: Intravesikale Chemotherapie, bei der Medikamente direkt in die Blase eingebracht werden ist Standard bei oberflächlichem Blasenkrebs. Bei fortgeschrittenen Tumoren können radikale Zystektomien mit Blasenrekonstruktion durchgeführt werden. Die Neoblase aus einem Dünndarmstück ermöglicht eine nahezu natürliche Harnableitung, während ein kontrolliertes Stoma als alternative Lösung zur äußeren Harnableitung dient. Bei metastasierter Erkrankung bieten systemische Behandlungen wie innovative Checkpoint-Inhibitoren (Atezolizumab) und Cisplatin-haltige Chemotherapieprotokolle ermutigende Ergebnisse. In der Tiermedizin hingegen gibt es kein systematisches Screening, die Diagnose wird oft spät gestellt und die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Intravesikale Chemotherapie ist praktisch nicht etabliert – es fehlen die Basics wie standardisierte Protokolle, Studien und zugelassene Medikamente. Eine vollständige Entfernung der Blase wäre technisch möglich, aber wird fast nie durchgeführt. Gründe dafür sind Komplexität, ethische Bedenken, post-operative Komplikationen und der Mangel an chirurgischen Spezialisten mit entsprechender Erfahrung. Ein künstlicher Blasenausgang wird beim Hund ebenfalls so gut wie nie angelegt – zu groß wäre die Gefahr von Infektionen, Leckagen und Pflegefehlern. Immuntherapien stehen nur experimentell zur Verfügung und die meisten Tierärzte verfügen nicht über die Infrastruktur, diese durchzuführen.
Über Budgets und ethische Dilemmata in der Krebstherapie
Während meine Mutter dank moderner Krebstherapie und minimalinvasiver OP-Technik des "Da-Vinci-Roboters" nach einer Reha und angemessener Rekonvaleszenz perspektivisch die Chance hat, wieder Zeit mit ihren Enkel zu genießen, ihren Hobbies nachzugehen und moderaten Sport zu betreiben, gibt es für einen Hund mit derselben Diagnose noch immer kaum Hoffnung. Warum ist das so? Die Antwort ist vielschichtig – und leider ernüchternd.
Einer der Hauptgründe ist die Finanzierung: Während in der Humanmedizin jährlich Milliarden fließen, ist die tiermedizinische Forschung chronisch unterfinanziert. Pharmaunternehmen in der DACH Region investieren im Vergleich zu anderen Ländern kaum in Tierarzneimittel - der Markt gilt als zu klein, die Zulassungsverfahren als zu aufwendig und die potenziellen Gewinne reichen oft nicht aus, um hohe Entwicklungskosten zu rechtfertigen. Zudem sind viele Tierhalter finanziell oder emotional nicht bereit, Therapien durchzuführen – vor allem dann, wenn die Heilungschancen gering sind. Ein weiterer Unterschied liegt in der Entscheidungsstruktur: Während Menschen selbstbestimmt über ihre Behandlung entscheiden, sind Tiere auf die Einschätzung ihrer Halter angewiesen. Das führt nicht selten dazu, dass medizinisch mögliche, aber belastende Behandlungen nicht umgesetzt werden.
Forschung: Wenig Geld = wenig Anreiz
In der Humanmedizin arbeiten Universitäten, Konzerne, Kliniken und öffentliche Förderstellen gemeinsam daran, neue Therapien zu entwickeln. Für Tiere – selbst für sehr beliebte Haustiere wie Hunde – existiert eine solche Forschungsinfrastruktur kaum. Die Budgets tiermedizinischer Fakultäten sind oft klein, industrielle Fördermittel rar. Und obwohl viele Therapien, die beim Menschen wirken, theoretisch auch beim Hund einsetzbar wären, scheitern sie an Zulassungshürden, fehlender Standardisierung oder einfach am wirtschaftlichen Risiko. Ein Medikament, das nur für wenige tausend Hunde pro Jahr infrage kommt, "lohnt" sich aus Sicht der Pharmaindustrie kaum.
Ethik: Wie viel Medizin ist richtig?
Die Frage, was wir einem Hund zumuten können und sollen, ist schwierig. Ein Mensch kann Schmerzen artikulieren, Entscheidungen treffen, Therapien bewusst mittragen. Ein Hund kann das nicht. Das bedeutet Verantwortung. Und manchmal auch ein moralisches Dilemma: Wie weit darf man medizinisch gehen, wenn die Heilungschancen gering sind? Wenn der Hund durch die Behandlung stark leidet oder monatelang an Katheter und Medikamenten hängt, nur um ein paar Wochen zu gewinnen? Andererseits: Dürfen wir aus Bequemlichkeit auf Fortschritt verzichten? Ist es vertretbar, dass wir uns mit dem Status quo zufriedengeben, nur weil der Patient ein Tier ist?
Tierhalter im Zwiespalt: Wenn nach der Diagnose Antworten fehlen
Nach der Diagnose Blasenkrebs folgt für viele Halter also meist ein Gefühl der Ohnmacht – nicht nur wegen der Krankheit selbst, sondern auch wegen der mangelnden Orientierung im tiermedizinischen System. Es gibt kaum spezialisierte Kliniken, kaum belastbare Daten zur Prognose und standardisierte Behandlungsleitlinien sind Mangelware. Viele Tierärzte sind zurückhaltend, wenn es um die Diskussion von Therapien bei Blasenkrebs geht. Einige sind ehrlich über ihre Grenzen, andere beschränken sich auf das, was im Praxisalltag „üblich“ ist. Für betroffene Halter bedeutet das: Sie müssen eine weitreichende Entscheidung treffen, ohne echte Entscheidungsgrundlage.
Wir finden: Es ist Zeit für ein Umdenken. Zeit, Veterinäronkologie zu priorisieren als eigenständige Disziplin mit Forschung, Entwicklung und klinischer Struktur. Zeit, dass wir bereit sind, auch in tiermedizinische Innovationen zu investieren – nicht nur in Futtermittel und Parasitenprophylaxe, sondern auch in Krebstherapien, Immunmodulation und Diagnostik. Zeit, Haltern zuzutrauen, dass sie differenzierte Entscheidungen treffen können – auch jenseits von Palliativpflege und Euthanasie. Denn was wir brauchen, ist keine einfache Lösung. Sondern ehrliche Aufklärung, echte Optionen – und den Mut, auch in der Tiermedizin neue Wege zu gehen.
📌 Infobox: Welche Krebsarten gibt es in der Harnblase des Hundes?
Tumorart | Häufigkeit | Verhalten | Besonderheiten |
Übergangszellkarzinom (TCC) | Sehr häufig (ca. 90 %) | Hochgradig bösartig, invasiv, metastasiert | Meist im Blasendreieck, chirurgisch schwer erreichbar |
Plattenepithelkarzinom (SCC) | Selten | Aggressiv, schnelle Ausbreitung | Kann bei chronischer Reizung entstehen, auch in Harnröhre |
Adenokarzinom | Sehr selten | Hochmaligne, frühe Metastasierung | Abzugrenzen vom TCC – histologische Diagnose nötig |
Rhabdomyosarkom | Extrem selten | Sehr aggressiv, früh metastasierend | Vor allem bei jungen Hunden unter 2 Jahren |
Leiomyosarkom / Fibrosarkom / Hämangiosarkom | Selten | Bösartig, wachsen schnell | Ursprung in Muskeln, Bindegewebe oder Blutgefäßen der Blase |
Gutartige Tumoren | Sehr selten | Langsames Wachstum, oft harmlos | Papillome, Polypen oder Myome – können Harnfluss behindern |
Complete Cystectomy bei 64 Hunden (2021)
Untersuchung zur Entfernung der gesamten Blase, medianes Gesamtüberleben 205 Tage. Überlebenszeit hing stark von der Tumortiefe (Invasion in Muskel/Serosa) ab jstage.jst.go.jp.
Urethrale TCC: 35 Hunde mit Chemo & COXi
Gemcitabin und Vinblastin führten zu 28 % Remission oder stabiler Erkrankung. Medianes Gesamtüberleben: 333 Tage; Urethrozysten-Obstruktion und Infektionen waren negative Prognosefaktoren jstage.jst.go.jp+6pubmed.ncbi.nlm.nih.gov+6pmc.ncbi.nlm.nih.gov+6.
BRAF V595E Mutation & Überleben (2019)
Deutsche Kliniken analysierten 29 Hunde, davon 55 % mit BRAF-Mutation. Medianüberleben waren 11 Monate (mutiert) vs. 5 Monate (Wildtyp), aber keinen signifikanten Unterschied festgestellt vetline.de.
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