Innovative Krebstherapien: Kälte, Wärme, Strom und Licht für deinen Hund
- Leni (Admin)

- vor 19 Stunden
- 8 Min. Lesezeit

Dein Hund hat einen Tumor, doch eine Operation wäre zu riskant? Die Haustierpraxis winkt ab und will nur palliativ behandeln? Oder der Krebs sitzt an einer Stelle, an die das Skalpell kaum herankommt? Stell dir vor, du könntest den Tumor trotzdem bekämpfen – nicht mit einer Operation, sondern mit Hitze, Kälte, Strom oder sogar Laserlicht. Was nach Science-Fiction klingt, ist längst Realität. Die moderne Tiermedizin verfügt heute über innovative Verfahren, die Tumorzellen gezielt zerstören, ohne den Körper unnötig zu belasten. So überhitzt die Hyperthermie Krebszellen gezielt, bis sie absterben – oder macht sie empfindlicher für Strahlen- und Chemotherapie. Die Kryotherapie friert kleine Hauttumoren buchstäblich in Sekundenschnelle ein. Bei der Elektrochemotherapie werden Medikamente mithilfe elektrischer Impulse direkt in die Tumorzellen geschleust – mit Erfolgsraten von bis zu 80 Prozent. Und die neueste Entwicklung? Gold-Nanopartikel, die sich im Tumorgewebe anreichern und mit Laserlicht millimetergenau erhitzt werden – präzise genug, um Krebszellen zu zerstören, ohne gesundes Gewebe zu schädigen. Auch clevere Kombinationen wie die Elektrochemotherapie bieten neue Hoffnung, besonders dann, wenn herkömmliche Behandlungen nicht möglich sind oder nicht den gewünschten Erfolg bringen.
Hyperthermie – Krebs mit Hitze bekämpfen
Warum Hitze Tumoren schadet: Bei der Hyperthermie wird der Tumor gezielt auf 42 bis 45 Grad Celsius erhitzt. Das klingt nicht nach viel, macht aber einen enormen Unterschied: Während gesunde Zellen diese Temperatur gut vertragen, geraten Krebszellen massiv unter Stress. Der Trick liegt in der Struktur von Tumoren. Sie haben chaotisch aufgebaute Blutgefäße, die Wärme schlecht ableiten können. Die Hitze staut sich also im Tumor, während das umliegende gesunde Gewebe relativ kühl bleibt. Durch die Erwärmung passieren mehrere Dinge gleichzeitig: Die Durchblutung steigt, mehr Sauerstoff gelangt in den Tumor (was ihn empfindlicher für andere Therapien macht), und die Reparaturmechanismen der Krebszellen werden gestört. Schäden an der Tumor-DNA, die durch Bestrahlung oder Chemotherapie entstehen, können dann nicht mehr repariert werden.
Für welche Tumoren eignet sich Hyperthermie?
Die Hyperthermie zeigt besonders bei oberflächlichen Tumoren gute Erfolge. Dazu gehören:
Weichteilsarkome: Diese oft schwer zu behandelnden Tumoren sprechen i.d.R. gut auf die Kombination aus Bestrahlung und Hyperthermie an
Mastzellentumoren: Vor allem bei mittleren Schweregraden kann Hyperthermie die Wirkung anderer Behandlungen verstärken
Tumoren in der Mundhöhle: Plattenepithelkarzinome, Melanome und Fibrosarkome, bei denen eine Operation aufgrund der Lokalisation oft schwierig ist
Plattenepithelkarzinome der Haut: Besonders, wenn sie an schwer zugänglichen Stellen sitzen
In einer Studie der Colorado State University zeigte sich: Hunde mit Weichteilsarkomen, die zusätzlich zur Bestrahlung eine Hyperthermie-Behandlung erhielten, hatten eine deutlich längere Tumorkontrolle als jene, die nur bestrahlt wurden. Quelle: Gillette SM, et al. Response of canine soft tissue sarcomas to radiation or radiation plus hyperthermia: a randomized phase II study. Int J Hyperthermia. 1992. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1607736/

So funktioniert's: Vor der Therapie erhält der Hund eine Sedierung oder Vollnarkose, damit er ruhig und schmerzfrei bleibt. Anschließend wird die Wärme gezielt in den Tumor geleitet – je nach Verfahren auf unterschiedliche Weise. Bei der Ultraschall-Hyperthermie erzeugen hochfrequente Schallwellen die therapeutische Wärme direkt im Tumorgewebe. Ein zirkulierender Wassermantel schützt die Haut und verhindert Verbrennungen. Bei der Kapazitiven oder induktiven Hyperthermie wird Wärme mithilfe elektrischer Felder erzeugt, die kontrolliert durch den Tumor geleitet werden. Mehrere Temperatursonden im und um das Gewebe messen kontinuierlich die Temperatur, sodass die Behandlung präzise gesteuert werden kann. Die Behandlung erfolgt über mehrere Wochen – oft in Kombination mit Bestrahlung oder Chemotherapie, um die Wirkung zu verstärken. Die Nebenwirkungen können Hautrötungen oder Reizungen sein, die normalerweise innerhalb weniger Wochen abheilen.
Kryotherapie – Tumore einfach einfrieren
Die Kryotherapie arbeitet mit dem entgegengesetzten Prinzip: extreme Kälte. Bei minus 20 bis minus 70 Grad Celsius bilden sich winzige Eiskristalle in den Tumorzellen. Diese Kristalle durchdringen die Zellmembranen wie mikroskopisch kleine Nadeln und zerstören die Zellstruktur. Gleichzeitig gefrieren die Blutgefäße, die den Tumor versorgen – ihm wird sozusagen die Lebensader abgeschnitten. Der Trick: Die Behandlung wird zwei- bis dreimal wiederholt (Freeze-Thaw-Zyklus). Beim Auftauen entstehen besonders große Eiskristalle, die noch mehr Schaden anrichten. Das macht die Kryotherapie so effektiv.
Welche Tumore kann man vereisen?
Die Kryotherapie eignet sich hervorragend für kleine, oberflächliche Tumoren. Besonders gut funktioniert die Kryotherapie bei:

Hautwarzen und Anhängsels: Oft verschwinden sie nach einer einzigen Behandlung
Talgdrüsentumoren: Bei älteren Hunden häufig, sprechen diese gutartigen Tumoren exzellent an
Kleine Mastzellentumoren: Oberflächliche, kleinere Mastzellen-tumoren können oft erfolgreich vereist werden
Frühe Plattenepithelkarzinome: Solange sie noch nicht tief eingewachsen sind
Die Haupteinschränkung ist hier die Größe: Bei Tumoren über 3 Zentimeter Durchmesser reicht die Kälte oft nicht mehr tief genug. Die Prozedur selbst ist vergleichsweise einfach. Der flüssige Stickstoff wird entweder als Spray aufgetragen oder mittels einer Kryosonde direkt appliziert. Die Behandlung selbst dauert nur 15 bis 60 Sekunden pro Gefrier-Zyklus. Während des Gefrierens würde der Patient Schmerzen verspüren, deshalb erfolgt die Behandlung unter Lokalanästhesie oder Sedierung. Die Kälte wirkt auch selbst betäubend, sodass die Heilungsphase weitgehend schmerzfrei verläuft. In den Tagen nach der Behandlung schwillt das behandelte Gewebe an und rötet sich. Nach etwa einer Woche beginnt das tote Gewebe abzusterben und nach zwei bis drei Wochen bildet sich eine Kruste, die dann abfällt.
Elektrochemotherapie – Die clevere Kombination
Die Elektrochemotherapie (ECT) kombiniert ein Chemotherapeutikum mit kurzen elektrischen Impulsen. Diese Impulse öffnen winzige Poren in den Zellmembranen – wie kleine Türen, durch die das Medikament ins Zellinnere gelangen kann. Das bevorzugte Medikament ist Bleomycin. Normalerweise können seine großen Moleküle kaum durch Zellmembranen dringen. Mit den elektrischen Impulsen steigt die Wirksamkeit jedoch um das Vielfache. Das bedeutet: Weniger Chemotherapie im Blutkreislauf, aber maximale Wirkung genau dort, wo sie gebraucht wird – im Tumor. Quelle: Tellado M, Mir LM, Maglietti F. Veterinary Guidelines for Electrochemotherapy of Superficial Tumors. Front Vet Sci. 2022. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9363792/
Erfolgsraten und behandelbare Tumoren
Die Elektrochemotherapie hat sich in der Tiermedizin etabliert. Mehrere Studien belegen Ansprechraten von bis zu 80 Prozent bei Haut- und Unterhaut-Tumoren. Bei Mastzellentumoren kleiner als 2 cm³ wurden teilweise sogar eine komplette Remission erreicht. Die Behandlung eignet sich für:
Plattenepithelkarzinome
Weichteilsarkome
Mastzellentumoren
Melanome
Perianale Adenome
Analdrüsentumoren
Ein faszinierender Zusatzeffekt: Die durch ECT zerstörten Tumorzellen setzen Tumorantigene frei, die das Immunsystem aktivieren können. Möglicherweise entsteht so ein Schutz vor Metastasen.
ECT kombiniert mit Hyperthermie
Wenn vor der Elektrochemotherapie eine Hyperthermie durchgeführt wird, entsteht ein synergistischer Effekt. Die Hitze erhöht die Durchblutung des Tumors – und damit die Konzentration des Chemotherapeutikums im Tumorbereich. Zusätzlich macht die Hitze die Tumorzellen empfindlicher für die Chemotherapie, weil ihre Reparaturmechanismen bereits geschwächt sind. Das Chemotherapeutikum wird entweder intravenös oder direkt in den Tumor injiziert. Nach einer bestimmten Zeit (je nach Größe des Hundes) werden die elektrischen Impulse präzise appliziert. Die gesamte Prozedur ist ambulant durchführbar und dauert oft weniger als eine Stunde.
Hyperthermie plus Bestrahlung – Die Power-Kombination
Die Kombination von Hyperthermie und Strahlentherapie gehört zu den am besten untersuchten Kombinationsbehandlungen. Die Wirkung beruht auf mehreren Mechanismen: Strahlentherapie schädigt die DNA von Zellen. Tumorzellen haben jedoch Reparaturenzyme entwickelt. Die Hyperthermie deaktiviert genau diese Enzyme. Die Hitze denaturiert die Reparaturproteine, sodass strahleninduzierte DNA-Schäden bestehen bleiben und zum Zelltod führen. Zusätzlich verstärkt Wärme die Strahlenempfindlichkeit von Zellen, die normalerweise relativ resistent sind. Auch sauerstoffarme Tumorbereiche, die notorisch strahlenresistent sind, werden durch die verbesserte Durchblutung besser mit Sauerstoff versorgt und damit empfindlicher. In einer Studie mit 122 Hunden mit Weichteilsarkomen wurde die Hälfte der Tiere bestrahlt, die andere Hälfte erhielt zusätzlich Hyperthermie. Das Ergebnis: Die mediane Dauer der Tumorkontrolle betrug in der Hyperthermie-Gruppe 1,9 Jahre gegenüber 1,2 Jahren in der reinen Bestrahlungsgruppe. Die Wahrscheinlichkeit, den Tumor nach einem Jahr unter Kontrolle zu haben, lag bei 74 Prozent (mit Hyperthermie) gegenüber 57 Prozent (ohne Hyperthermie). Quelle: Thrall DE, et al. Thermal Dose Is Related to Duration of Local Control in Canine Sarcomas Treated with Thermoradiotherapy. Clin Cancer Res. 2005. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16033838/
Akute Hautreaktionen traten bei der Kombinationstherapie stärker auf und benötigten etwa die doppelte Heilungszeit. Langfristige Komplikationen wie Fibrose waren jedoch nicht häufiger. Das Timing ist entscheidend: Die Hyperthermie wird typischerweise unmittelbar nach der Bestrahlung durchgeführt – idealerweise innerhalb einer Stunde. Die Kombination kann besonders effektiv sein bei:
Weichteilsarkomen: Diese Tumoren neigen aufgrund ihrer Biologie zu lokalen Rückfällen nach Operation. Die Thermo-Radiotherapie kann die lokale Kontrolle verbessern
Mastzellentumoren: Bei inkomplett entfernten Tumoren oder inoperablen Lokalisationen
Mundhöhlentumoren: Orale Melanome, Fibrosarkome und Plattenepithelkarzinome
Tumoren an schwierigen Stellen: Überall dort, wo breite chirurgische Ränder nicht möglich sind wie z.B. an den Pfoten oder der Genitalregion.

Gold-Nanopartikel und Laser – Die Zukunft der Präzision
Die laserinduzierte Hyperthermie mit Nanopartikeln ist eine der neuesten Entwicklungen. Das Konzept: Winzige Goldpartikel werden in den Tumor eingebracht. Diese Partikel haben eine besondere Eigenschaft – sie können Lichtenergie einer bestimmten Wellenlänge (meist Nahinfrarot) extrem effizient in Wärme umwandeln. Der große Vorteil: Die Hitze entsteht nur dort, wo die Nanopartikel sind – im Tumor und gesundes Gewebe bleibt verschont. Eine Studie an der North Carolina State University untersuchte erstmals die Sicherheit bei Hunden: Sieben Hunde erhielten intravenös Gold-Nanostäbchen. Nach 24 bis 48 Stunden reicherten sich die Nanopartikel im Tumor an. Dann wurde von außen ein Nahinfrarot-Laser appliziert, der die Tumorregion erhitzte. Die Ergebnisse: Alle sieben Hunde zeigten Krankheitsstabilisierung, partielle oder komplette Remission. Die Nebenwirkungen waren minimal und beschränkten sich auf lokale Reaktionen – ohne systemische Toxizität. Quelle: Caster JM, et al. Safety and efficacy of targeted hyperthermia treatment utilizing gold nanorod therapy in spontaneous canine neoplasia. BMC Vet Res. 2017. https://bmcvetres.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12917-017-1209-y
Noch präziser: Direkte Injektion in den Tumor
Eine weitere Studie behandelte Mammatumoren bei Hunden und Katzen. Die Gold-Nanopartikel wurden direkt in den Tumor injiziert, gefolgt von Laser-Behandlung bei optimierten Temperaturen von 42 bis 44 Grad Celsius. Nach einem Jahr zeigten die behandelten Tiere keine Tumorrezidive oder Metastasen. Auch Leber- und Nierenwerte blieben normal. Quelle: Ibrahim IM, Ali HR. Treatment of natural mammary gland tumors in canines and felines using gold nanorods-assisted plasmonic photothermal therapy. Int J Nanomedicine. 2016. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5036785/
Die Nanopartikel erzeugen Wärme nur dort, wo sie sich befinden. Die Temperaturverteilung ist homogener als bei konventioneller Hyperthermie. Computergestützte Modellierung ermöglicht eine präzise Behandlungsplanung – basierend auf der Nanopartikel-Verteilung kann die benötigte Laserleistung exakt berechnet werden. Die Nanopartikel-Therapie ist leider noch nicht routinemäßig verfügbar. Die Hauptherausforderungen liegen in der Standardisierung und der optimalen Dosierung. Die Golddosis in den Studien lag bei 1 bis 3 Gramm pro Hund. Obwohl Gold biologisch inert ist und keine akute Toxizität zeigte, ist die langfristige Verträglichkeit noch unklar. Die wahre Stärke könnte in Kombinationen liegen. Die Nanopartikel können nicht nur Wärme erzeugen, sondern auch als Träger für Chemotherapeutika dienen. Bei Erwärmung setzen sie die Medikamente gezielt im Tumor frei – eine Art "intelligente Bombe". .
Fazit: Neue Technologien als Waffe gegen Krebs
Die beschriebenen Ansätze haben sich vom experimentellen Status zu klinisch relevanten Behandlungsoptionen entwickelt. Jede Methode hat ihre speziellen Stärken:
Kryotherapie für kleine, oberflächliche Tumoren – einfach und effektiv
Hyperthermie als Verstärker für Bestrahlung und Chemotherapie – wissenschaftlich gut belegt
Elektrochemotherapie für lokale Tumoren mit hohen Ansprechraten
Nanopartikel-Laser-Therapie als hochpräzise Zukunftstechnologie
All diese Therapien ersetzen nicht die chirurgische Entfernung - aber sie erweitern die Möglichkeiten. Sie bieten Optionen für Hunde, bei denen eine Operation zu risikoreich oder technisch unmöglich ist. Oder sie verbessern die Prognose nach einer unvollständigen chirurgischen Entfernung. Die wissenschaftliche Evidenz ist solide. Die Kombination von Hyperthermie mit Bestrahlung hat sich als signifikant wirksamer erwiesen als Bestrahlung allein. Die Elektrochemotherapie zeigt beeindruckende Erfolge bei Haut- und Unterhaut-Tumoren. Und die Nanopartikel-Therapie verspricht eine neue Ära der Präzisionsmedizin – wobei hier weitere Studien die langfristige Wirksamkeit bestätigen müssen.
Für deinen Hund bedeutet das: Mehr Behandlungsoptionen, weniger invasive Eingriffe und in vielen Fällen bessere Überlebenschancen bei guter Lebensqualität. Spreche uns gerne an und vereinbare ein kostenloses Erstgespräch:



Kommentare