Palliative Krebstherapien für Hunde stellen oft eine medizinische und emotionale Herausforderung dar. Während kurative Therapien darauf abzielen, den Krebs zu heilen, konzentriert sich der palliative Weg darauf, dem betroffenen Tier ein möglichst schmerzfreies und angenehmes Leben - trotz seiner Erkrankung - zu ermöglichen und ihn angemessen bis zu seinem Lebensende zu begleiten. Eine palliative Krebstherapie ist immer dann in Erwägung zu ziehen, wenn eine Behandlung nicht möglich oder sinnvoll ist, z.B. wenn die Erkrankung bereits zu weit fortgeschritten, die Gesamtkonstitution des Tieres es nicht zulässt oder keine adäquaten Therapien zur Verfügung stehen. Aber auch der Tierhalter selbst kann sich aus verschiedensten Gründen - nicht zuletzt aus ethischen oder finanziellen - dafür entscheiden. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Aspekte von Schmerzmanagement bei Hundekrebs, dem Umgang mit der Entscheidung zur Euthanasie und wie man sich auf den Abschied vorbereiten kann – stets mit dem Ziel, dem geliebten Hund würdevoll beizustehen.
Schmerzmanagement: Lebensqualität des Hundes im Fokus
Schmerzen sind eines der zentralen Themen bei palliativ betreuten Hunden mit Krebs. Hunde zeigen Schmerzen oft nur subtil: ein rückzugsorientiertes, untypisches oder aggressives Verhalten, erhöhte Atemfrequenz oder Hecheln, Appetitverlust, Schwierigkeiten beim Fressen, Erbrechen, erhöhte Wasseraufnahme, Veränderungen im Kot- und Urinabsatz, eine geänderte Körperhaltung, reduzierte Bewegungsfreude, Lahmen, Lautäußerungen wie Winseln - dies sind nur einige und ganz offensichtliche Beispiele dafür, dass etwas nicht stimmt. Es ist wichtig, diese Anzeichen wahrzunehmen und mit dem betreuenden Tierarzt zu besprechen, um die Therapie entsprechend anzupassen. Für die Behandlung von Schmerzen können folgende Ansätze relevant sein:
• Medikamentöse Behandlung: Schmerzmittel wie NSAIDs (nicht-steroidale Antirheumatika) oder opioidhaltige Medikamente, adjuvant auch Gabapentin, werden tiermedizinisch oft eingesetzt.
• Komplementäre, physikalische Therapien: Akupunktur, Massagen oder Physiotherapie können helfen, Spannungen zu lindern und die Mobilität zu verbessern. Auch die Strahlentherapie wird palliativ eingesetzt.
• Adjuvante & Komplementäre Ansätze wie CBD Öl: Hunde haben ein Endocannabinoid-System, das aus Rezeptoren (CB1 und CB2) besteht, die im Nervensystem, im Immunsystem und in anderen Geweben verteilt sind. CBD interagiert mit diesen Rezeptoren, um die Schmerzwahrnehmung und die Entzündungsreaktionen zu modulieren. Es kann außerdem bei Angst und Stress zur Beruhigung beitragen (auch für den Halter!) . Es gibt eine Vielzahl an Mitteln aus der Phytotherapie, die palliativ ebenfalls hilfreich sein können, wie Mistel, Weihrauch, Curcuma, Teufelskralle, Baldrian oder Arnica. Vor der Anwendung von pflanzlichen Präparaten sollte immer ein Tierarzt und/oder Tierheilpraktiker konsultiert werden, da Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich sind.
• Fütterung: Eine ausgewogene, speziell auf krebskranke Hunde abgestimmte Diät kann entzündungshemmend wirken, den Magen-/Darmapparat entlasten und die Lebensqualität unterstützen.
Entscheidung für die Euthanasie: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Die Abwägung zur Euthanasie gehört wohl zu den schwersten Aufgaben, die ein Tierhalter bewältigen muss. Sie ist hoch emotional und sehr herausfordernd. Denn es gibt keine allgemeingültige Antwort darauf - verschiedene Perspektiven können aber helfen, eine Entscheidung zu treffen. Dabei sollte immer das Wohl des Tieres im Mittelpunkt stehen. Nur - wie bewertet man das?
Schmerzen im Blick: Wenn das Tier offensichtlich unter Schmerzen leidet, die trotz Behandlung nicht gelindert werden, ist die Euthanasie eine ethische Option.
Krankheitsverlauf: Unheilbare Krankheiten wie Krebs im Endstadium, bei denen die Tumorlast überhand nimmt oder das Tier zunehmend leidet, sind Indikator für den richtigen Zeitpunkt.
Perspektive und Verhalten: Tiere, die sich zurückziehen, keinen Appetit mehr zeigen oder nicht mehr trinken und fressen, signalisieren damit häufig, dass sie sich unwohl fühlen oder leiden. Auch der Verlust grundlegender Fähigkeiten wie das eigenständige Aufstehen, die Mobilität oder die Kontrolle über den Körper (z.B. über Blase und Darm) kann für das Tier belastend sein. Es gibt zudem Instrumente wie die "Quality of Life Scale" welche helfen, die aktuelle Lebensfreude des Hundes einzuschätzen.
Auch andere Blickwinkel können wertvoll sein. Alle Mitglieder der Familie sollten in die Entscheidung einbezogen werden, insbesondere wenn Kinder betroffen sind. Und der Beistand durch Freunde oder andere Tierhalter, die eine ähnliche Situation erlebt haben, können Einblicke aus deren Erfahrung geben. Auch eine Beratung mit Tierärzten, Tierheilpraktikern oder Tierpsychologen kann helfen, eine "objektivere" Sichtweise zu gewinnen.
Sich selbst reflektieren: Verlustängste und Interpretationen von Tierhaltern
Wie gerade festgestellt, gibt es also medizinische Fakten und beobachtbare Verhaltensweisen, die darauf hinweisen, dass sich ein Tier dem Lebensende nähert. Ein Punkt ist dennoch wichtig, denn oft hört man, dass die Tiere es dem Halter "zeigen" wenn sie gehen (sterben) möchten. Wissenschaftlich gesehen gibt es keine Beweise dafür, dass Tiere ein bewusstes Verständnis vom Tod haben oder anzeigen, dass sie erlöst werden möchten. Diese Idee kann eher eine Mischung aus beobachtbarer Realität und menschlicher Interpretation sein. Viele Hunde zeigen durchaus Verhaltensänderungen, wenn sie schwer krank oder dem Tod nahe sind. Wie bei Schmerzen können sie sich zurückziehen, weniger fressen, lethargisch werden oder ungewöhnliche Ruhe suchen. Diese Verhaltensweisen sind jedoch meist physiologische oder instinktive Reaktionen. In der Natur ziehen sich viele Tiere zurück, wenn sie sterben; möglicherweise um sich vor Raubtieren zu schützen oder nicht die Gruppe zu gefährden. Dies ist ein Überlebensinstinkt, der bei Haustieren wie Hunden auch noch vorhanden sein könnte. Menschen neigen jedoch dazu, tierisches Verhalten aus ihrer eigenen Perspektive zu interpretieren. Die Vorstellung, dass ein Hund den Wunsch ausdrückt, "zu gehen", spiegelt daher oft die eigenen Emotionen und Denkmuster wider, die übertragen werden. Und da die meisten Hundebesitzer eine tiefe Verbindung zu ihrem Tier spüren, interpretieren sie dessen Verhalten durch die Linse dieser Beziehung. Es ist daher trotz der schwierigen Situation wichtig, sich auf einem palliativen Pfad regelmäßig selbst zu reflektieren: Sind meine Beobachtungen emotional oder rational? Wie kann ich möglichst zutreffend beurteilen, wie es meinem Tier geht? Bin es vielleicht ich, der/die nicht loslassen mag? Leide ich unter Verlustangst und zögere die Entscheidung hinaus, weil ich den Abschied fürchte? Oder bin ich im Gegenteil zu schnell unterwegs, weil ich die Krankheit und deren Auswirkungen nicht ertragen kann oder will?
Organisatorische Vorbereitung auf den Abschied
Neben all den medizinischen Themen und der Sorgen um das Tier sollte auch Organisatorisches bedacht sein. Eine gute Vorbereitung kann den emotionalen Stress lindern, den die Sterbephase mit sich bringt. Im Notfall oder in der Krise kann man auf diese Vorbereitungen zurück greifen, denn im ersten Schock nach dem Einschläfern oder der akuten Phase der Trauer sind viele Halter verständlicher Weise nur eingeschränkt handlungsfähig. Zur Organisation gehören alle Themen, die unmittelbar vor oder nach dem Tod des Tieres aufkommen.
• Bestattungsmöglichkeiten: Allgemeine Informationen über die verschiedenen Optionen wie eine Tierkremation, eine Beisetzung im eigenen Garten (sofern erlaubt) oder auf einem Tierfriedhof finden sich im Internet. Wer sein Tier nach einer Euthanasie nicht beim Tierarzt lassen möchte, findet regionale Anbieter mit Tierbestattung oder eigenem Krematorium. Größere Anbieter wie die Rosengarten Tierbestattung bieten ein breiteres Spektrum sowohl vor als auch während dieser schweren Zeit; z.B. eine Bestattungsvorsorge, einen Urnen Shop oder eine Online-Galerie, in der man liebevolle Erinnerungen an den Hund teilen und bewahren kann.
• Abschiedsrituale: Für Angehörige, denen das Tier nahe steht, ist es wichtig, Raum für individuelle Abschiedsrituale zu schaffen. Manche möchten Zeit allein mit dem Hund verbringen, während andere Trost in der Gemeinschaft finden. Kinder sollten dabei einfühlsam begleitet werden, indem man ihnen altersgerechte Erklärungen gibt und sie ermutigt, ihre Gefühle auszudrücken. Der Abschied von einem Hund, der eingeschläfert wird, betrifft nicht nur die Menschen, sondern auch andere Tiere im Haushalt. Hunde und andere Haustiere entwickeln oft enge Bindungen zueinander. Nach der Euthanasie kann es hilfreich sein, den anderen Tieren im Haushalt Gelegenheit zu geben, sich von ihrem Gefährten zu verabschieden.
• Räumliche Planung: Wenn man einen Tierarzt an seiner Seite hat, der Hausbesuche ermöglicht, kann man einen Ort für die Euthanasie wählen, der dem Hund vertraut ist. Vielen Tieren erspart das Stress und als Halter bzw. Familie hat man die Option, sich in seinem eigenen Tempo zu verabschieden.
• Formalitäten: Der Tierarzt oder die Klinik stellen eine Sterbeurkunde aus. Diese wird z.B. für die Tierversicherung oder für die Gemeinde benötigt (Hundesteuer). Auch die Abmeldung der Registrierung bei Tasso oder anderen Organisationen ist zu berücksichtigen.
Abschied nehmen und mit Trauer umgehen
Der Verlust eines geliebten Tieres hinterlässt oft eine tiefe Traurigkeit und große Leere. Obwohl das Thema früher oder später alle Tierhalter betrifft, wird darüber aber meist nicht gesprochen. Dabei kann der Kontakt mit Freunden, mit der Familie, einer speziellen Krisen- & Trauerbegleitung oder mit anderen Betroffenen durchaus helfen und Trost spenden. Auch bereits vor dem Tod des Gefährten - denn palliative Phasen können lange andauern und man ist mit all seinen Nöten und Entscheidungen nicht alleine, sondern kann sich austauschen oder beraten lassen. Ist es dann soweit, können ein Ritual oder eine Zeremonie dazu beitragen, den Abschied bewusst zu durchleben. Auch Erinnerungen zu bewahren, wie z.B. ein (digitales) Fotoalbum, eine Erinnerungskiste, ein Schmuckstück mit Asche oder Tierhaaren oder ein Pfotenabdruck können helfen, gemeinsame Momente zu ehren und festzuhalten.
Diejenigen, die zurück bleiben, sind oft mit ihrer Trauer, Wut, Reue, mit Ängsten, Schuldgefühlen und allen anderen Emotionen, die ein Abschied vom geliebten Tier mit sich bringt, konfrontiert. All diese Gefühle sind wichtig und berechtigt und müssen gehört werden. Daher berücksichtigen wir auf unserer Plattform auch die emotionale Seite von Krebs beim Hund. Sonja Störmer ist als Krisen- und Trauerbegleitung gerne für dich da. Das Angebot findest du hier:
Fazit: Dein Hund vertraut auf dich
Die palliative Betreuung eines krebskranken Hundes erfordert viel Engagement, Liebe, Geduld und Einfühlungsvermögen. Unsere Hunde vertrauen darauf, dass wir die besten Entscheidungen für sie treffen – auch wenn diese schwerfallen. Mit guter Schmerztherapie, einer achtsamen Begleitung und einem würdevollen Abschied kann man an Krebs erkrankten Vierbeinern den letzten Lebensabschnitt so angenehm wie möglich gestalten und gleichzeitig für sich selbst da sein.
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