
Mastzelltumore sind eine der häufigsten Tumorarten bei unseren Hunden. Während die meisten Neoplasien in der Haut auftreten, gibt es eine spezielle Form, die sich im subkutanen Gewebe - also dem Fett- und dem Bindegewebe unter der Haut (= subkutan) - entwickelt. Diese subkutanen Varianten unterscheiden sich in ihrer Biologie, ihrem Verhalten und ihrer medizinischen Behandlung von den oberflächlichen Hauttumoren. In diesem Artikel beleuchten wir die Unterschiede der beiden Tumortypen, ihre Klassifizierung, die chirurgische Vorgehensweise sowie die Optionen zur postoperativen Therapie.
Warnzeichen für Mastzelltumore
Neben verdächtigen Erhebungen, Knoten oder Knubbeln in/auf der Haut können sich Mastzelltumore durch folgende Warnzeichen ankündigen:
Größenveränderung & plötzliche Schwellung: Die Veränderung kann schnell wachsen oder sich spontan vergrößern. Typisch ist auch eine Schwellung nach Manipulation (sog. Darier-Zeichen).
Verschwinden & Wiederkommen: Der Tumor kann auch wieder schrumpfen bzw. scheinbar gänzlich verschwinden, um zu einem anderen Zeitpunkt wieder auftauchen
Rötung, Juckreiz, Krustenbildung oder offene Stellen: Da Mastzellen Histamin und Heparin freisetzen, kann es zu Schwellungen oder Rötungen kommen und die Haut gereizt sein. Manche Tumore ulzerieren (bilden offene Wunden), bluten leicht oder sind immer wieder „angekratzt“.
Betroffene Hunde reagieren oft auf den Juckreiz oder die Entzündung durch vermehrtes Lecken oder Kratzen an einer bestimmten Stelle
Zu den unspezifischen Symptomen gehören begleitende Magen-Darm-Probleme: Wenn Histamin in den Körper gelangt, kann es zu Magen-Darm-Beschwerden kommen wie etwa Erbrechen, Durchfall oder Magengeschwüren.
Unterschiede zwischen subkutanen und kutanen Mastzelltumoren
Subkutane Mastzelltumore treten tiefer im Gewebe auf als ihre malignen Verwandten, die direkt in der Haut lokalisiert sind. Diese Unterschiede wirken sich auch auf die Diagnose, Behandlung und Prognose aus. Hier sind die Details:
a) Lokalisation und Aussehen
Kutaner Mastzelltumor: Diese Tumoren sind direkt unter der Haut oder an der Oberfläche der Haut zu finden und erscheinen oft als knotenartige oder erhabene Läsionen. Sie sind häufig gut sichtbar und können leicht ertastet werden.
Subkutaner Mastzelltumor: Diese Tumoren entstehen tiefer in der Haut und sind schwieriger zu ertasten oder zu sehen. Sie können sich als unter der Haut liegende, oft weiche, nicht schmerzhafte und verschiebbare Knoten manifestieren. Regelmäßig betroffen sind Rumpf, Gliedmaßen, Nacken oder die Flanken. Auch subkutane Mastzelltumoren können anfangs unauffällig sein und mit Lipomen (Fettgeschwülsten) oder anderen gutartigen Gewebswucherungen verwechselt werden. Deshalb unser Rat: bitte NICHT auf den Klassiker setzen, der da heißt: "abwarten & beobachten", sondern die Umfangsvermehrung diagnostisch bestimmen lassen!
b) Verhalten und Aggressivität
Kutaner Mastzelltumor: Dieser Typ der Mastzelltumore beim Hund kann sich sehr unterschiedlich verhalten – von langsam wachsenden, gutartigen Knoten bis hin zu aggressiven, schnell metastasierenden Tumoren. Seine Aggressivität hängt stark vom histologischen Grad ab. Niedrige Grade sind meist wenig invasiv und haben eine recht gute Prognose, während hochgradige Mastzelltumoren zu starkem Wachstum, Rezidiven und Metastasen neigen (v.a. in Lymphknoten, Milz, Leber).
Subkutaner Mastzelltumor: Im Vergleich zu Mastzelltumoren auf der Haut haben subkutane Mastzelltumore häufig eine bessere Prognose. Sie metastasieren seltener in Lymphknoten, Milz oder Leber als ihre kutanen Gegenstücke. Trotzdem kann das biologische Verhalten variieren – manche wachsen langsam, andere aggressiver.
c) Diagnostik

Kutaner Mastzelltumor: Die Diagnose eines kutanen Mastzelltumors beim Hund erfolgt in mehreren Schritten. Nach der klinischen Untersuchung und dem Check begleitender Symptome wie Juckreiz, Entzündungen oder Magen-Darm-Problemen wird eine Feinnadelaspiration und die Zytologie durchgeführt. Unter dem Mikroskop lassen sich Mastzellen meist gut erkennen. Dies ist eine erste Diagnosemöglichkeit, aber noch ist kein vollständiger Malignitätsgrad bestimmbar. Dies erfolgt bei Verdacht auf einen Mastzelltumor oder nach Entfernung erst durch eine Gewebeprobe, die entnommen und histologisch untersucht wird. Der bestimmte Grad (1–3 nach Patnaik oder hoch-/niedriggradig nach Kiupel) zeigt an, ob der Tumor aggressiv ist. Zusätzliche Untersuchungen können sich bei Verdacht auf Metastasen anschließen, wie z.B. eine Blutuntersuchung zur Überprüfung der Organwerte, eine Feinnadelaspiration regionaler Lymphknoten zum Nachweis von Metastasen, ein Ultraschall des Bauchraums (Milz, Leber) und/oder Röntgen/CT (Lungenmetastasen, tiefes Wachstum).
Subkutaner Mastzelltumor: Die obigen Grading-Systeme für Mastzelltumoren wurden speziell für kutane Mastzelltumoren entwickelt. Sie basieren auf bestimmten histologischen Kriterien, die nicht zuverlässig auf subkutane Tumore angewendet werden können. Subkutane Tumoren zeigen auch oft weniger eindeutig abgrenzbare histopathologische Merkmale, die für so ein Grading notwendig wären. Die Diagnose kann ebenfalls schwieriger sein, da diese Tumoren tiefer im Gewebe liegen. Die übliche Einteilung für kutane Tumore ist hier also nicht anwendbar. Daher wird der Grad des Tumors bei subkutanen Mastzelltumoren in der Regel nicht bestimmt, Subkutane Mastzelltumoren haben ein anderes biologisches Verhalten als die kutanen Gegenstücke. Sie neigen im Allgemeinen dazu, weniger aggressiv zu sein, selbst wenn sie histologische Merkmale zeigen, die bei kutanen Tumoren als "hochgradig" angesehen würden.
Prognosefaktoren bei subkutanen Varianten
Statt eines Gradings stützt sich die Prognose bei subkutanen Mastzelltumoren daher auf andere Faktoren, wie beispielsweise:
Mitotische Aktivität: Die Anzahl der Mitosefiguren pro 10 HPF (high-power fields) ist z.B. ein wichtiger, prognostischer Marker. Mitosezahl < 4 pro 10 HPF (High Power Fields) → gute Prognose
Mitosezahl ≥ 4 pro 10 HPF → aggressivere Verlaufsform möglich
Invasionstiefe und chirurgische Ränder: Die vollständige chirurgische Entfernung und die Invasivität in angrenzende Strukturen haben großen Einfluss auf die Prognose
Vorhandensein von Nekrosen oder Zellatypien
Zusätzliche Marker wie Ki-67 oder c-Kit-Mutationen können helfen, das Verhalten vorherzusagen
Chirurgische Behandlung subkutaner Mastzelltumore beim Hund

Die chirurgische Entfernung, also Operation, ist die bevorzugte Methode zur Behandlung subkutaner Mastzelltumoren. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder CT-Scans können helfen, die Tiefe des Tumors und eine mögliche Infiltration in umliegendes Gewebe zu beurteilen.
a) Sicherheitsränder
Bei subkutanen Tumoren sind die Sicherheitsränder in der Regel weniger umfangreich. Laut einer Studie von Blackwood et al. (2012) reichen bei subkutanen Mastzelltumoren oft 1 cm Sicherheitsrand und eine Faszienschicht als Barriere aus, während bei kutanen Mastzelltumoren größere Ränder von 2–3 cm erforderlich sind.
b) Tiefenresektion
Bei der Operation wird darauf geachtet, den Tumor mit einer zusätzlichen Schicht gesunden Gewebes (z. B. Muskelfaszie) zu entfernen, um auch mikroskopische Tumorzellen zu beseitigen.
c) Biopsie und Gradierung
Nach der Entfernung wird der Tumor zur histopathologischen Untersuchung eingeschickt, um die Ränder auf mikroskopische Vollständigkeit zu beurteilen.
Möglichkeiten zur postoperative Therapie
Nach der Operation eines subkutanten Mastzellentumors hängt die weitere Therapie von den Ergebnissen der histopathologischen Untersuchung ab:
Vollständige Entfernung (freie Ränder)
Wenn die Zubildung vollständig entfernt wurde und ein niedriger Mitosewert vorliegt, wird in der Regel keine weitere Therapie empfohlen.
Unvollständige Entfernung (positive Ränder)
Nachoperation: Falls möglich, wird eine Nachoperation empfohlen, um verbleibendes Tumorgewebe zu entfernen.
Strahlentherapie: Wenn eine erneute Operation nicht durchführbar ist, kann eine Strahlentherapie eingesetzt werden, um verbleibende Tumorzellen zu behandeln.
Hochmaligne Tumoren
Chemotherapie: Bei metastasierten, subkutanen Mastzelltumoren kann eine Chemotherapie empfohlen werden.
Begleitmedikation: Da Mastzelltumoren Histamin freisetzen, werden oft Antihistaminika (z. B. Cetirizin) und Magenschutzmittel (z. B. Omeprazol) eingesetzt, um Symptome wie Übelkeit oder Geschwüre zu verhindern.
Prognose und Nachsorge bei subkutanen Mastzellentumoren von Hunden
Subkutane Mastzelltumoren haben - insbesondere bei niedrigem Mitosewert und vollständiger Entfernung - eine recht gute Prognose. Dennoch ist eine langfristige Nachsorge mit regelmäßigen Kontrollen und einer frühen Erkennung von eventuell neu auftretenden Neoplasien wichtig. Auch eine naturheilkundliche Begleittherapie und die Anpassung der Fütterung können hilfreich sein, um die Nachsorge nachhaltig zu gestalten. Wir bieten einen maßgeschneiderten Therapieplan für überstandene Mastzelltumore an, damit du - anknüpfend an die gute Prognose - deinen vierbeinigen Gefährten bestmöglich gesund und vital halten kannst:
Wissenschaftliche Studien
Eine interessante Studie zu diesem Thema ist "Canine Subcutaneous Mast Cell Tumor: Characterization and Prognostic IndicesJ. J. Thompson1, D. L. Pearl2, J. A. Yager3, S. J. Best3, B. L. Coomber4, and R. A. Foster1". Die pdf findest du hier:
Weitere Studien:
Blackwood L. et al. (2012): Consensus document on the diagnosis and treatment of canine cutaneous and subcutaneous mast cell tumours. Veterinary and Comparative Oncology.
Kiupel M. et al. (2011): Proposal of a 2-tier histologic grading system for canine cutaneous mast cell tumors to more accurately predict biological behavior. Veterinary Pathology. Link zur Studie
Fazit zu subkutanen Mastzelltumoren bei Hunden
Subkutane Mastzelltumoren bei unseren Hunden unterscheiden sich deutlich von kutanen Mastzelltumoren, sowohl in ihrer Aggressivität als auch in der Behandlungsstrategie. Die chirurgische Entfernung bleibt die wichtigste Therapiemaßnahme, während postoperative Behandlungen je nach Malignitätsgrad und Vollständigkeit der Entfernung angepasst werden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Tierarzt und Tierheilpraktiker, regelmäßige Nachkontrollen und ein ganzheitlicher Therapieansatz sind entscheidend, um die bestmögliche Prognose für deinen Hund langfristig sicherzustellen.
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