Krebs-Stammzellen beim Hund – der unsichtbare Motor hinter dem Tumor
- Leni (Admin)
- 7. Juni
- 8 Min. Lesezeit

Wenn wir an Krebs denken, stellen wir uns meist eine wachsende Masse von entarteten Zellen vor, die sich unkontrolliert teilen und gesundes Gewebe zerstören. Doch hinter vielen dieser Tumoren steckt ein unsichtbarer Drahtzieher: die Krebs-Stammzelle. Sie ist kein gewöhnlicher Teil der Tumormasse, sondern ein hoch spezialisierter Zelltyp, der das Wachstum des Tumors steuert – wie die Wurzel einer Pflanze, die immer wieder neue Triebe bilden kann. Beim Hund wie beim Menschen spielen Krebs-Stammzellen eine zentrale Rolle für Tumorentstehung, Metastasierung, Therapieresistenz und das Rückfallrisiko. Sie machen oft nur einen kleinen Teil der gesamten Tumorzellen aus – sind aber der eigentliche „Motor“ des Krebses. Selbst wenn eine Operation oder Therapie die sichtbare Tumormasse verkleinert, können überlebende Krebs-Stammzellen Wochen, Monate oder sogar Jahre später erneut einen Tumor wachsen lassen. Ihre Fähigkeit zur Selbsterneuerung, zur Anpassung an widrige Bedingungen und zur Umgehung therapeutischer Angriffe macht sie zu einer der größten Herausforderungen in der modernen Krebsbehandlung. Um den Krebs beim Hund dauerhaft zu kontrollieren oder zu heilen, muss man also nicht nur die Tumorzellen bekämpfen – sondern auch die Wurzel des Problems: die Krebs-Stammzellen.
Was sind Krebs-Stammzellen und warum sind sie so gefährlich?
Krebs-Stammzellen (engl. Cancer Stem Cells, CSCs) sind eine kleine, aber besonders mächtige Untergruppe von Tumorzellen, die sich in mehrfacher Hinsicht von gewöhnlichen Krebszellen unterscheiden. Ähnlich wie gesunde Stammzellen im Körper besitzen sie die Fähigkeit, sich selbst zu erneuern und gleichzeitig eine Vielzahl neuer Krebszellen hervorzubringen. Man kann sie sich wie die „Wurzel“ eines Tumors vorstellen: Solange diese Wurzel intakt bleibt, kann der Krebs auch nach erfolgreicher Behandlung jederzeit wieder ausschlagen. Diese Zellen sind besonders anpassungsfähig, widerstandsfähig und überlebensfähig auch unter Therapieversuchen. Sie überleben nicht nur klassische Behandlungsprotokolle wie Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung – sie nutzen das geschwächte Umfeld danach oft sogar zu ihrem Vorteil. Während herkömmliche Tumorzellen etwa durch Medikamente oder Bestrahlung zerstört werden, bleiben Krebs-Stammzellen häufig unbehelligt zurück, da sie langsamer teilen und dadurch für viele Substanzen "unsichtbar" bleiben. Genau diese Eigenschaften machen sie zu den Hauptverantwortlichen für Rückfälle (Rezidive), Metastasenbildung und Therapieversagen.

Typische Merkmale von Krebs-Stammzellen:
Sie sind äußerst flexibel und können sich in unterschiedliche Tumorzelltypen umwandeln – je nachdem, was das Mikromilieu erfordert. Dadurch umgehen sie Behandlungsversuche
Sie besitzen eine hohe Resistenz gegenüber Medikamenten, unter anderem durch spezielle Effluxpumpen, die antikarzinogene Wirkstoffe einfach wieder aus der Zelle heraustransportieren
Sie teilen sich langsamer und verharren über lange Zeit in einem schlafenden Zustand, in dem sie kaum aktiv sind – bis sie plötzlich reaktiviert werden und ein neues Tumorwachstum auslösen
Krebs-Stammzellen sind also kein statischer Teil eines Tumors, sondern der Ursprung seiner Dynamik, seiner Gefährlichkeit und seiner Hartnäckigkeit. Wer ein tumoröses Geschehen dauerhaft in den Griff bekommen will – ob beim Hund oder beim Menschen – muss Wege finden, gezielt auch diese Ur-Zellen zu schwächen oder zu zerstören. Dass diese Zellen so widerstandsfähig sein können, finde ich persönlich faszinierend und beängstigend zugleich. Denn es macht uns klar: Es geht darum, entweder das eigentliche „Herz“ des Krebses zu treffen – oder aber den Körper so zu stärken, dass er diese Überlebenskünstler dauerhaft selbst in Schach halten kann.
Gibt es Krebs-Stammzellen auch bei Hunden?
Auch bei Hunden konnte in verschiedenen Tumorarten der Nachweis von Krebs-Stammzellen erbracht werden. Sie wurden unter anderem bei Mammatumoren, Lymphomen, Osteosarkomen und Mastzelltumoren identifiziert. Obwohl viele dieser Mechanismen jenen beim Menschen stark ähneln, gibt es einige unterscheidende Merkmale. Die grundlegenden biologischen Eigenschaften von CSCs – Selbst-Erneuerung, Resistenz und Metastasierung – sind in beiden Spezies weitgehend vergleichbar. Auch die zugrunde liegenden zellulären Signalwege, scheinen bei Hunden ähnlich zu funktionieren wie beim Menschen. Dennoch ist die Forschungslage beim Hund deutlich weniger weit fortgeschritten: Viele der Oberflächenmarker, mit denen Krebs-Stammzellen beim Menschen identifiziert werden (z. B. CD44 und CD133 – sie sitzen auf der Außenseite von Zellen wie kleine „Namensschilder“ oder „Antennen“. Diese Marker helfen Forschern, bestimmte Zelltypen voneinander zu unterscheiden), sind beim Hund bislang nicht ausreichend validiert. Darüber hinaus verhalten sich einige Tumorarten bei Hunden biologisch anders als beim Menschen – sie können beispielsweise schneller wachsen oder weniger metastasieren, was teilweise auch auf die unterschiedliche Lebensspanne und Immunantwort zurückzuführen ist. Während in der Humanmedizin bereits CSC-spezifische Therapieansätze entwickelt und klinisch getestet werden, steht die gezielte Bekämpfung von Krebs-Stammzellen in der Veterinärmedizin noch am Anfang. In der Praxis bedeutet das leider: Bei der Behandlung krebskranker Hunde wird bislang fast ausschließlich auf klassische Verfahren wie Operation, Chemotherapie und Bestrahlung zurückgegriffen.
Bespielhafte Studie zu Mamatumoren der Hündin:
"Canine Mammary Cancer Stem Cells are Radio- and Chemo-Resistant and Exhibit an Epithelial-Mesenchymal Transition Phenotype", veröffentlicht in: Cancers, 2011
Autoren: Lisa Y. Pang, Alejandro Cervantes-Arias, Rod W. Else, David J. Argyle
DOI: 10.3390/cancers3021744journals.sagepub.com+3mdpi.com+3journals.sagepub.com+3
Diese Untersuchung identifizierte Krebs-Stammzellen in einer kaninen Mammakarzinom-Zelllinie.
Die Forscher fanden heraus, dass diese Zellen sich besonders gut vermehren können, kleine „Tumorkolonien“ bilden und sowohl gegen Chemotherapie als auch Bestrahlung unempfindlich sind. Außerdem zeigten sie Eigenschaften, die es ihnen erleichtern, sich vom ursprünglichen Tumor zu lösen und Metastasen in anderen Organen zu bilden, was ihre Rolle bei Metastasierung und Therapieresistenz unterstreicht.
Was bedeutet das für die Krebstherapie und die Krebsnachsorge beim Hund?
Trotz biologischer Unterschiede zwischen Mensch und Hund wächst also die Erkenntnis, dass auch bei tierischen Patienten eine vollständige und langfristig erfolgreiche Krebstherapie nur dann möglich ist, wenn nicht nur der sichtbare Tumor entfernt wird, sondern auch die Wurzel des Krebses – die Stammzellen – gezielt beeinflusst werden. Dazu ist ein therapeutisches Umdenken notwendig: Ziel muss es sein, das gesamte Tumormilieu zu erfassen, in dem sich Krebszellen entwickeln, überleben und erneut aktiv werden können.
Das Tumormikromilieu: Schlüsselrolle für Rückfälle und Therapieversagen
Die Umgebung, in der sich ein Tumor befindet – das sogenannte Mikromilieu – spielt eine entscheidende Rolle dabei, ob Krebs-Stammzellen inaktiv bleiben oder wieder aktiv werden. Zwei zentrale Einflussfaktoren sind dabei chronische Entzündungen sowie die Darmflora.
a) Chronische Entzündungen
Wenn Entzündungen lange andauern, passiert im Körper etwas Wichtiges: Es werden ständig kleine Botenstoffe ausgeschüttet, die das Immunsystem alarmieren. Beispiele dafür sind IL-6 und TNF-a. Diese Botenstoffe können Krebs-Stammzellen wecken und dafür sorgen, dass sie aktiv werden. Viele Tumore entstehen genau an Stellen im Körper, wo es vorher schon lange Entzündungen gab. Das entzündete Gewebe ist wie ein fruchtbarer Boden, auf dem Krebs-Stammzellen gut wachsen können. Darum ist es wichtig, Entzündungen früh zu behandeln – so kann man verhindern, dass sie den Krebs fördern.

b) Gestörte Darmflora (Mikrobiom)
Ein Ungleichgewicht der Darmbakterien - auch Dysbiose genannt - kann große Auswirkungen auf den Körper haben. Wenn schädliche Bakterien die Oberhand gewinnen, wird das Immunsystem geschwächt und kann seine Arbeit nicht mehr richtig erledigen. Außerdem kann das Gleichgewicht der Hormone gestört werden, was weitere Probleme verursachen kann. Auf der anderen Seite sind gesunde Darmbakterien enorm wichtig für die Abwehrkräfte. Sie helfen dabei, das Immunsystem zu stärken und sorgen dafür, dass Entzündungen eingedämmt werden. Ein ausgewogenes Darmmilieu unterstützt also nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern kann auch dabei helfen, Krebszellen in Schach zu halten und ihr Wachstum zu verlangsamen. Deshalb ist es so wichtig, auf eine gute Darmgesundheit zu achten (Achtung: das Thema Mikrobiom ist sehr komplex, es ist NICHT alleine mit der Gabe von Prä-/Probiotika getan und von Selbstbehandlungen ist hierzu dringend abzuraten!)
Wie kann man das Tumormilieu gezielt verändern und was kannst du für deinen Hund unterstützend tun?
Neben der tierärztlich geführten Krebstherapie gibt es in der Nachsorge einige Möglichkeiten, wie du das (Tumor)Mikromilieu deines Hundes positiv beeinflussen und so die Aktivität von Krebs-Stammzellen eindämmen kannst. Auch wenn die Stammzellen schwer direkt angreifbar sind, lassen sich über eine gezielte Veränderung des Mikromilieus Bedingungen schaffen, die ihr Überleben erschweren und das Rückfallrisiko senken.
Immunsystem trainieren – nicht überfordern
Ein starkes und gut reguliertes Immunsystem ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit der Körper Krebs-Stammzellen überhaupt erkennen, kontrollieren und gegebenenfalls eliminieren kann. Denn CSCs sind ja oft geschickt darin, sich vor dem Immunsystem zu verstecken oder es zu manipulieren. Deshalb gilt es, das Immunsystem so zu stärken, dass es seine Aufgabe effektiv erfüllen kann ohne dabei überfordert oder dauerhaft aktiviert zu sein. Stattdessen geht es darum, das Immunsystem gezielt und ausgewogen zu unterstützen, um seine natürlichen Kontrollmechanismen wieder in Balance zu bringen. Zu den bewährten Maßnahmen, um das Immunsystem bei Hunden zu trainieren und zu stabilisieren, zählen:
Moderat dosierte Immunmodulatoren: Vitalpilze enthalten bioaktive Substanzen, die das Immunsystem regulieren - also sowohl anregen als auch beruhigen können. Ebenso spielen hochwertige Vitamine z. B. Vitamin C, D und E sowie Antioxidantien eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Immunabwehr und beim Schutz vor oxidativem Stress.
Darmgesundheit: Da etwa 70–80 % des Immunsystems im Darm verortet sind, ist die Pflege einer gesunden Darmflora essenziell. Ein ausgewogenes Mikrobiom unterstützt nicht nur die Verdauung, sondern auch die Reifung und Funktion der Immunzellen.
Stressabbau und psychosoziale Faktoren: Chronischer Stress gilt als einer der Hauptfaktoren, die eine Schwächung des Immunsystems fördern. Stresshormone wie Cortisol unterdrücken wichtige Immunfunktionen und schaffen so günstige Bedingungen für Krebs-Stammzellen, sich zu vermehren. Stressreduzierende Maßnahmen wie Rückzugsorte, positive Sozialkontakte, Entspannungsphasen und gegebenenfalls professionelle Verhaltensberatung können hier helfen. Dies gilt übrigens auch für den/die Halter/in: Denn nur wenn auch du emotional ausgeglichen bist, kannst du deinem Hund die nötige Unterstützung und Sicherheit geben, die dieser in der Krebsbehandlung braucht. Einfühlsame Unterstützung in Krisenzeiten findest du hier:
Moderate Bewegung & Beschäftigung hilft, das Immunsystem zu stärken und den Stoffwechsel anzukurbeln, ohne den Organismus zu überfordern. Gleichzeitig reduziert Bewegung Stresshormone, die Entzündungen und Immunsuppression begünstigen.
Vermeidung von therapeutischer Überlastung: Bei krebskranken Hunden sollte man darauf achten, das System nicht dauerhaft mit zu vielen Reizen oder zu intensiven Therapien zu überfordern. Ein gesundes Gleichgewicht aus Unterstützung und Schonung ist hier besonders wichtig
Insgesamt ist das Ziel, das Immunsystem in einen Zustand zu bringen, in dem es Krebs-Stammzellen frühzeitig erkennt und kontrolliert, ohne dabei in eine chronisch entzündliche oder erschöpfte Phase zu geraten. Diese ausgewogene Modulation kann helfen, Rückfälle zu vermeiden und die Lebensqualität krebskranker Hunde zu verbessern.
✅ Checkliste Entzündung & Darm
CSCs bevorzugen ein entzündliches, gestresstes und nährstoffreiches Umfeld. Diese Stellschrauben lassen sich therapeutisch beeinflussen:
Entzündungen regulieren
Das Potenzial pflanzlicher Wirkstoffe nutzen und chronische Entzündungsprozesse dämpfen
Stressarme, ruhige Umgebung
Bewegung angepasst an den Zustand des Hundes
Bei chronischen Entzündungen: Ursachen suchen und gezielt behandeln
Ernährung optimieren
Hochwertige, frische und antientzündliche Kost
Omega-3-Fettsäuren, Vitamine C, D, E und Antioxidantien ausreichend berücksichtigen
Verzicht auf Zucker, minderwertige Öle, stark verarbeitete oder getreidereiche Futtermittel
Blutzucker regulieren: Krebs-Stammzellen nutzen Zucker besonders effizient. Eine kohlenhydratreduzierte, frische Fütterung kann das Milieu für Tumorzellen unattraktiver machen.
Darmflora stabilisieren
Durch gezielte Darmtherapie kann die mikrobielle Balance wiederhergestellt werden.
Keine unnötigen Antibiotikagaben, möglichst gezielte Mikrobiomanalyse bei Vorerkrankungen
Wie das geht? Eine fundierte Beratung zur Darmsanierung, antientzündlichen Nährstoffen und passenden Ernährung findest du hier:
✅ Checkliste Mykotherapie
Vitalpilze zeigen in präklinischen Studien eine direkte hemmende Wirkung auf Krebs-Stammzellen. Sie enthalten hochwirksame bioaktive Stoffe wie Beta-Glucane, Triterpene und Polysaccharide, die:
entzündungshemmend wirken
das Immunsystem modulieren
antioxidativen Stress reduzieren
Tumorstammzell-Signalwege blockieren können
Eine fundierte Beratung zur Mykotherapie und geeigneten Vitalpilzen für dein Tier findest du hier:
*Anmerkung: die Empfehlungen sind zentral, aber verstehen sich nicht abschließend. Es gibt zahlreiche, weitere Ansätze, um die individuelle Krebsnachsorge zu gestalten. Bei Interesse sprecht uns gerne an.
Fazit:
Krebs-Stammzellen sind eine zentrale Ursache für Therapieversagen und Rückfälle bei Krebserkrankungen von Hunden. Ein ganzheitlicher Blick auf Tumor, Mikromilieu, Immunlage und Ernährung kann helfen, nicht nur Symptome zu bekämpfen, sondern den Krebs an der Wurzel zu packen. Die moderne Tiermedizin beginnt endlich langsam, diese komplexen Zusammenhänge zu verstehen und in die Behandlungsprotokolle einzubeziehen. Das eröffnet neue Möglichkeiten, den Krebs nicht nur kurzfristig zu stoppen, sondern langfristig zu kontrollieren und die Lebensqualität betroffener Hunde nachhaltig zu verbessern. Unsere Plattform „Krebs beim Hund“ und das gesamte Team setzt sich genau dafür ein: Wir informieren, vernetzen Experten und Tierhalter und fördern den ganzheitlichen Ansatz in der Krebsbehandlung. So möchten wir dazu beitragen, dass Hunde mit Krebs eine bessere Zukunft haben: mit mehr Wissen, mehr Unterstützung und wirksameren Therapien. Über eure Empfehlung an Tierärzten, Fachpersonen und betroffene Hundebesitzern freuen wir uns sehr - denn nur gemeinsam können wir noch mehr Betroffenen helfen.
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