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Tumordiagnose beim Hund: Zelle, Gewebe oder Ganzes – welche Methode rettet Leben?

Leni (Admin)

Ein harmloser Knubbel, eine gutartige Zyste, eine benigne Wucherung - oder doch eine tickende Zeitbombe? Wenn bei einem Hund eine Umfangsvermehrung oder verdächtige Veränderungen an den inneren Organen, Knochen oder im Blut entdeckt werden, beginnt für viele Besitzer eine emotionale Achterbahnfahrt. Die drängende Frage lautet: Ist es ein gutartiges Geschehen, das keinen Schaden anrichtet oder ein bösartiger Tumor, der schnelles Handeln erfordert? Doch wie findet man das sicher heraus? Von schnellen Zellanalysen bis hin zu aufwendigen Gewebestudien – die Welt der Tumordiagnostik ist komplex und oft verwirrend. In diesem Artikel werfen wir einen verständlichen Blick hinter die Kulissen der Zytologie, Histologie, Pathologie und mehr, um dir zu zeigen, welche Methode wann die richtige sein und wie sie die Therapie deines tierischen Patienten sichern kann.


1. Zytologische Untersuchung

Die Zytologie ist die Lehre von Zellen – den kleinsten Bausteinen des Lebens. In der Medizin spielt sie eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Krankheiten auf zellulärer Ebene zu erkennen. Bei einer zytologischen Untersuchung werden einzelne Zellen aus Gewebeproben entnommen, untersucht und analysiert. Sie ist eine schnelle, minimal-invasive Methode, um erste Hinweise auf die Natur einer Veränderung zu erhalten, wie etwa die Unterscheidung zwischen Entzündungen, gutartigen Tumoren oder bösartigen Prozessen. Obwohl die Zytologie keine vollständige Diagnose liefern kann, ist sie oft der erste Schritt, um Verdachtsdiagnosen einzugrenzen. Die Zytologie untersucht also einzelne Zellen, die aus einer Gewebeprobe entnommen werden, um Hinweise auf Tumoren, Entzündungen oder andere Veränderungen zu finden.

Methode:

  • Probenentnahme durch Feinnadelaspiration (FNA) oder Abstriche.

  • Einzelne Zellen werden auf einen Objektträger aufgebracht, gefärbt und unter dem Mikroskop untersucht.

Vorteile:

  • Schnelle Ergebnisse (oft innerhalb weniger Stunden).

  • Minimal-invasiv (meist ohne Narkose möglich).

  • Geeignet, um zwischen gutartigen und bösartigen Veränderungen zu unterscheiden.

Nachteile:

  • es kann vorkommen, dass durch den kleinen Umfang der Probe keine malignen Zellen erfasst werden. Somit kann ein bösartiges Geschehen vorerst unentdeckt bleiben

  • Die Zellarchitektur (Anordnung der Zellen im Gewebe) bleibt unberücksichtigt.

  • Weniger zuverlässig für eine genaue Tumor-Diagnose.

Anwendung:

  • Erste Beurteilung von Umfangsvermehrungen.

  • Unterscheidung zwischen Entzündungen, Tumoren und Zysten.

  • Entscheidungshilfe, ob eine Biopsie erforderlich ist.


2. Histologische Untersuchung

Die Histologie ist die Wissenschaft von der Gewebestruktur und deren mikroskopischer Untersuchung. Im Gegensatz zur Zytologie betrachtet die histologische Untersuchung nicht nur einzelne Zellen, sondern das gesamte Gewebe in seinem natürlichen Zusammenhang. Dadurch lassen sich nicht nur Zelltypen, sondern auch deren Anordnung, Wachstumsmuster und Wechselwirkungen beurteilen. Diese Methode ist die Wahl, um Tumore exakt zu klassifizieren, den Grad der Bösartigkeit (Malignität) festzustellen und Informationen über das Tumorwachstum sowie die Infiltration in umliegendes Gewebe zu gewinnen. Die Histologie ist ein präzises Diagnosewerkzeug, das oft die Grundlage für weitere Behandlungsentscheidungen bildet. Die Histologie untersucht also das Gewebe als Ganzes, einschließlich der Zellarchitektur, um die genaue Art und den Ursprung des Tumors zu bestimmen.

Methode:

  • Probenentnahme durch Biopsie (Stanzbiopsie, chirurgische Exzision).

  • Gewebe wird fixiert, in Scheiben geschnitten, gefärbt und unter dem Mikroskop analysiert.

Vorteile:

  • Präzise Diagnose, mit Betrachtung der Zellstruktur als auch der Anordnung der Zellen.

  • Erlaubt die Bestimmung des Tumortyps z. B. Karzinom, Sarkom und des Malignitätsgrades.

  • Liefert Informationen über das Tumorwachstum und die Infiltration in umliegendes Gewebe.

Nachteile:

  • Invasiver als die Zytologie (meist Narkose erforderlich).

  • Höhere Kosten im Vergleich zur Zytologie.

Anwendung:

  • Bestätigung der Diagnose nach zytologischer Untersuchung.

  • Unterscheidung zwischen verschiedenen Tumortypen.

  • Bestimmung des Grads der Bösartigkeit (Malignität).


3. Pathologische Untersuchung

Gewebeprobe unter dem Mikroskop

Die Pathologie bezeichnet die umfassende Untersuchung von Geweben und Organen - makroskopisch und mikroskopisch - zur Beurteilung von Krankheitsprozessen. Histologie und Zytologie sind jeweils Teilbereiche der Pathologie.

Methode:

  • Untersuchung ganzer Gewebeproben oder Organe (z.B. einer Hundemilz), oft nach chirurgischer Entfernung eines Tumors.

  • Makroskopische Betrachtung des Tumors z. B. dessen Größe, Form und Schnittfläche.

  • Histologische und manchmal zytologische Analysen zur präzisen Diagnose.

Vorteile:

  • Umfassendste Methode zur Diagnose und Bewertung eines Tumors.

  • Liefert zusätzliche Informationen, z. B. über Tumorränder, d.h. ob der Tumor bei der Operation vollständig entfernt wurde oder ob noch Tumorreste vorhanden sind.

  • Hilft bei der anschließenden Therapieplanung und bei der Aussage zur Prognose.

Nachteil:

  • Häufig erst nach Entfernung des Tumors möglich.

Anwendung:

  • Nach Tumoroperationen zur vollständigen Diagnose.

  • Beurteilung von Resektionsrändern im Operationsfeld (tumorfrei oder nicht).

  • Bestätigung von Diagnose und Aussage zur Prognose.


4. Histopathologische Untersuchung: diagnostischer "Goldstandard"

Ärztin am Mikroskop
Pathologen in der Onkologie bestimmen die tumorspezifischen Merkmale und treffen Aussagen zu Malignität und Verhalten

Die Histopathologie vereint die Untersuchung von Gewebe (siehe Pkt. 2 Histologie) mit der umfassenden Analyse krankhafter Veränderungen durch einen spezialisierten Pathologen. Dabei wird Gewebe sowohl makroskopisch , also mit bloßem Auge, als auch mikroskopisch auf Zellstrukturen, Wachstumsverhalten und spezifische Krankheitsmerkmale untersucht. Durch spezielle Färbungen und Methoden wie die Immunhistochemie können dabei auch tumorspezifische Marker sichtbar gemacht werden. Die histopathologische Untersuchung ist der "Goldstandard", um Tumore präzise zu diagnostizieren, deren Ursprung zu bestimmen, den Malignitätsgrad zu bewerten und eine Prognose für den tierischen Patienten zu erstellen. Sie liefert die Grundlage für gezielte Therapieentscheidungen und gibt auch Aufschluss darüber, ob ein Tumor bei einer Resektion (OP) vollständig entfernt wurde. Die Histopathologie kombiniert also die histologische Untersuchung von Gewebe mit einer umfassenden Beurteilung durch einen Pathologen, um Krankheitsprozesse genau zu charakterisieren. Methode:

  • Probenentnahme durch Biopsie oder nach Tumorresektion (OP).

  • Das Gewebe wird auf makroskopischer (Form, Größe, Schnittfläche) und mikroskopischer Ebene analysiert.

  • In einigen Fällen werden spezielle Färbungen oder Immunhistochemie verwendet, um spezifische Zellmarker nachzuweisen.

Vorteile:

  • Liefert detaillierte Informationen über Zellstruktur, Zelltypen, Tumorwachstum und mögliche Metastasen.

  • Kann tumor-spezifische Marker identifizieren, die bei der Prognose und Therapieplanung helfen (z. B. Hormonrezeptoren).

  • Genaue Beurteilung von Resektionsrändern (ob der Tumor vollständig entfernt wurde).

Nachteile:

  • Kostenintensiver als Zytologie oder einfache Histologie.

  • Meist nur nach operativen Eingriffen durchführbar.

Anwendung:

  • Umfassende Diagnostik nach einer Biopsie oder Tumorentfernung.

  • Präzise Charakterisierung von Tumoren (z. B. Subtypen, Malignitätsgrad).

  • Planung von weiteren Therapien (z. B. Chemotherapie, Bestrahlung).


Zusammenfassung der Unterschiede zur Tumorbestimmung

Merkmal

Zytologisch

Histologisch

Pathologisch

Histopathologisch

Untersuchung von:

Einzelnen Zellen

Gewebearchitektur

Ganzes Gewebe/Organe

Gewebe mit spez. Zellmarkern

Probe-entnahme:

Feinnadelaspiration

Biopsie, Tumorresektion

Chirurgisches Präparat

Biopsie, Tumorresektion

Diagnose-genauigkeit:

Schnell, aber eingeschränkt

Präzise und detailliert

Umfassend und abschließend

Sehr detailliert

Invasivität:

Minimal-invasiv

Moderat-invasiv

Nach chirurgischer Entfernung

Moderat bis invasiv

Wann also welche Methode wählen?

Die Tumordiagnostik beim Hund erfordert häufig eine Kombination verschiedener Untersuchungsmethoden. Die Zytologie ist oft der erste diagnostische Schritt, kann jedoch keine abschließenden Aussagen liefern. Die Histologie und Histopathologie bieten eine tiefgehende Analyse und sind essenziell für die Therapieplanung. Ergänzende pathologische Untersuchungen helfen, die besten Behandlungsentscheidungen zu treffen. Moderne molekulardiagnostische Verfahren ermöglichen zudem eine gezieltere Therapie.


  1. Zytologie: Erste Untersuchung bei Verdacht auf Tumor, um die Art der Veränderung grob einzuschätzen.

  2. Histologie: Wenn eine genaue Tumordiagnose und Malignitätsbeurteilung erforderlich sind.

  3. Histopathologie: Wenn eine tiefergehende Analyse des Tumorgewebes inklusive spezifischer Zellmarker notwendig ist.

  4. Pathologie: Umfassende Analyse nach Tumorresektion oder bei komplizierten Krankheitsprozessen und komplexen Therapieplänen.


a) Fallbeispiel: Mastzellentumor

Der Labradorrüde „Rocky“ wurde mit einem kleinen, leicht erhabenen Hautknoten an der Flanke vorgestellt. Die Feinnadelaspiration ergab eine zytologische Diagnose eines Mastzelltumors. Aufgrund der aggressiven Natur dieser Tumorart wurde eine chirurgische Exzision mit weiten Sicherheitsrändern empfohlen. Die histologische Untersuchung bestätigte den Mastzelltumor Grad II mit sauber entfernten Rändern. Die pathologische Untersuchung half, das genaue Wachstumsverhalten des Tumors zu bewerten und einen Therapieplan zu erstellen. Zur Nachsorge wurden regelmäßige Kontrolluntersuchungen und eine angepasste Ernährung zur Unterstützung des Immunsystems empfohlen.

b) Fallbeispiel: Weichteilsarkom

Die siebenjährige Schäferhündin „Luna“ hatte einen langsam wachsenden, weichen Knoten an der Schulter. Die Zytologie ergab keine eindeutige Diagnose, sodass eine Biopsie durchgeführt wurde. Die histopathologische Untersuchung identifizierte ein niedriggradiges Weichteilsarkom. Da diese Tumoren eine hohe Rezidivrate haben, wurde eine chirurgische Entfernung mit erweiterten Resektionsrändern empfohlen. Nach der OP wurde Lunas Gewebe histologisch überprüft – die Ränder waren nicht vollständig tumorfrei, weshalb eine Bestrahlung in Erwägung gezogen wurde. Die pathologische Untersuchung lieferte zusätzliche Informationen über das Tumorverhalten und die Notwendigkeit weiterer, therapeutischer Maßnahmen.


  1. Molekulardiagnostische Verfahren bei Tumoren

Neben der klassischen Zytologie und Histologie gewinnen moderne molekulardiagnostische Verfahren zunehmend an Bedeutung. Diese Methoden ermöglichen eine noch genauere Analyse von Tumorzellen und liefern wichtige Informationen für personalisierte Therapieansätze.

Beispielhafte Verfahren sind:

  • PCR (Polymerase-Kettenreaktion): Identifikation genetischer Mutationen, die mit bestimmten Tumorarten assoziiert sind. Fallbeispiel Mastzelltumor: Mit PCR können gezielt bestimmte genetische Mutationen nachgewiesen werden. Wenn beispielsweise die C-Kit-Mutation beim Mastzelltumor relevant ist, kann ein entsprechender PCR-Test gezielt darauf ausgerichtet werden.

  • NGS (Next-Generation-Sequencing): Hochpräzise Analyse von Tumor-DNA zur Ermittlung zielgerichteter Behandlungsoptionen.

    Fallbeispiel Weichteilsarkom: Auch wenn der Tumor chirurgisch als „vollständig entfernt“ gilt, können mikroskopisch kleine Tumorzellen in den Rändern verbleiben. Methoden wie PCR oder NGS können gezielt nach genetischen Markern suchen, die charakteristisch für den Tumor sind. So wird festgestellt, ob in den Resektionsrändern noch Restsignale vorhanden sind.


  1. Was, wenn die Krebsdiagnostik uneindeutig ist?

Wenn bei der Krebsdiagnostik beim Hund Zellen oder Gewebe nicht eindeutig zugeordnet werden können, gibt es mehrere Möglichkeiten, um Klarheit zu gewinnen. Oft liegt es daran, dass die entnommene Probe zu klein ist, die Zellen beschädigt sind oder der Tumor eine seltene oder ungewöhnliche Struktur hat. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, die Probe erneut zu entnehmen – entweder durch eine weitere Feinnadelaspiration oder eine größere Gewebeprobe (Biopsie). Falls das nicht ausreicht, helfen spezielle Labortests wie Immunhistochemie, bei der bestimmte Zellmarker eingefärbt werden, um die Herkunft der Zellen besser zu bestimmen. Auch genetische Untersuchungen wie in Punkt 5. mit PCR oder Next-Generation-Sequencing, können Hinweise liefern, insbesondere wenn es um bestimmte Mutationen wie die c-KIT-Mutation bei Mastzelltumoren geht.

Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, CT oder MRT können zusätzlich helfen, die Lage und Beschaffenheit des Tumors besser einzuordnen. In manchen Fällen wird auch eine Testtherapie erwogen, um zu sehen, wie der Tumor auf bestimmte Medikamente reagiert.


  1. Fazit: Gemeinsam für bessere Tumordiagnostik und Therapieoptionen

Frühzeitige Diagnostik und gezielte Behandlungsstrategien sind der Schlüssel zur optimalen Versorgung von Hunden mit Tumorerkrankungen. Die moderne Tumordiagnostik bei Tieren hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Von bildgebenden Verfahren über molekulare Tests bis hin zu minimal-invasiven Biopsiemethoden stehen heute zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, um Tumore frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Die Wahl der besten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen bleibt dennoch variabel, da jeder Krebsfall individuell ist.

Auf unserer Plattform findest du im Projekt Tumor- und Therapielexikon umfassende Informationen zu verschiedenen Tumorarten, Diagnoseverfahren und Behandlungsoptionen – von schulmedizinischen bis hin zu naturheilkundlichen Ansätzen. Da sich die Wissenschaft stetig weiterentwickelt, möchten wir unser Lexikon kontinuierlich erweitern und verbessern.

Welche Informationen fehlen dir noch? Welche Fragen rund um Tumore und ihre Behandlung hast du? Schreib uns gerne deine Wünsche und Anregungen! Gemeinsam können wir dazu beitragen, betroffene Hundehalter bestmöglich zu unterstützen.


Fragen? Unsere Tierärzte stehen dir gerne zur Verfügung:



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